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Ukrainische Soldaten beim Verlassen der Stadt Debalzewe am Mittwoch.

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Eine Explosion in der Nähe der umkämpften Stadt Debalzewe am Dienstag.

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Der russische Präsident Wladimir Putin (links) bei seinem Besuch beim ungarischen Premier Viktor Orbán am Dienstag.

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Kiew/Moskau - Am Mittwoch ist Petro Poroschenko in die Bürgerkriegsregion geflogen, um sich persönlich ein Bild von der Lage zu machen. So wollte der ukrainische Präsident auch mit Soldaten sprechen, die sich ihren Rückweg aus Debalzewe zu den eigenen Truppen freigekämpft haben. Dass die strategisch wichtige Stadt nicht mehr zu halten war, räumte schließlich auch er selbst ein, als er im TV den Rückzug aus der umkämpften Region bekannt gab.

Die Lageeinschätzung Poroschenkos rief bei Militärbeobachtern trotzdem Verwunderung hervor. So definierte er die Niederlage in Debalzewe kurzerhand zum Sieg um: Die Truppen hätten denjenigen "auf die Zähne gegeben", die versucht hätten, sie einzukreisen. "Mit diesen Taten wurde Russland blamiert, das gestern noch gefordert hat, die weiße Fahne zu hissen", sagte er.

Der von ihm angeordnete Rückzug verlaufe "planmäßig", 80 Prozent der Einheiten seien bereits auf neue Positionen verlegt worden, teilte Poroschenko mit. Zu Gefallenen und Gefangenen machte er keine Angaben, lediglich die Zahl der Verwundeten bezifferte er auf 30 Soldaten.

Unterdessen berichten die Behörden von weit über 100 Verwundeten, die in die Krankenhäuser der nahegelegenen und von Kiew kontrollierten Stadt Artjomowsk eingeliefert wurden. Auch in Debalzewe gab es weiter Gefechte, weil nicht allen Soldaten die Flucht aus dem Kessel gelang.

Die Stadt wird allerdings Medienberichten nach inzwischen weitgehend von Separatisten kontrolliert. Eine Entwicklung, die Russlands Präsident Wladimir Putin eigenen Angaben nach in Minsk vorausgehen hat, wo eigentlich eine Waffenruhe ausgehandelt worden war. Danach forderte Putin verbliebene ukrainische Truppen auf, sich zu ergeben, um ihr Leben zu retten.

"Natürlich ist es immer schlecht zu verlieren, besonders wenn du gestrigen Kohlekumpeln oder Traktoristen unterlegen bist. Aber das Leben geht weiter", spottete er. Wenn Kiew sich mit dem Vormarsch der Rebellen bei Debalzewe abfinde, gebe es noch eine Chance für die ausgehandelte Waffenruhe, deutete er an. Am Mittwochabend wollten Putin, Poroschenko, Angela Merkel und François Hollande noch einmal telefonieren, um trotz der Debalzewe-Krise zu einer friedlichen Lösung in der Ukraine zu kommen.

Abzug schwerer Geschütze

Tatsächlich deutet sich an einigen Frontabschnitten Entspannung an: Während die OSZE vergeblich eine Einstellung der Kampfhandlungen in Debalzewe forderte und von den Separatisten an einer Lagebeobachtung gehindert wurde, haben an anderer Stelle beide Seiten den Abzug schwerer Geschütze begonnen.

In den vor Tagen noch umkämpften Vororten Mariupols ist inzwischen weitgehend Ruhe eingekehrt. Laut dem nationalen Sicherheitsrat in Kiew wurden die Positionen der ukrainischen Truppen zweimal beschossen, doch Verluste gab es nicht.

Igor Plotnizki, "Premier der Luhansker Volksrepublik" gab sogar versöhnliche Töne von sich: Sollte Kiew die im Minsker Abkommen geforderten Reformen durchziehen - unter anderem ist eine Dezentralisierung des Landes und ein Sonderstatus für das Donbass-Gebiet vorgesehen - sei ein Verbleib von Luhansk in der Ukraine vorstellbar. Bisher hatten die Rebellenführer die Zugehörigkeit der von ihnen kontrollierten Gebiete zur Ukraine stets bestritten.

Unterdessen teilte die OSZE mit, dass eine russische Senatorin, die die annektierte Krim vertritt, nicht zu einer Sitzung in Wien zugelassen wurde. (André Ballin, DER STANDARD, 18.2.2015)