Linz/Berlin - Gunther von Hagens trifft gerne ins Schwarze, genauer gesagt mitten ins Herz. Schließlich bildet das Hochleistungsorgan unseres Körpers den thematischen Schwerpunkt der "Körperwelten" in der Linzer Tabakfabrik, die von 20. Februar bis 27. Mai 2015 das Innere nach außen kehren.

Angelina Whalley, Kuratorin und Ehefrau des Plastinators, wird dabei nicht müde den pädagogischen Gehalt der morbiden Schau zu betonen: "Auf unser Herz, dieses lebenswichtige Organ, achten wir oft erst, wenn es erkrankt oder unter großer Belastung leidet. Deshalb wünsche ich mir, dass die Ausstellung die Besucher anregt, herzbewusster und gesünder zu leben."

Wer Gunther von Hagens Arbeiten kennt, weiß, dass die vermeintliche "Entdeckung des Selbst" bzw. die angestrebte Katharsis nur ein Mittel zum Zweck ist - nämlich den Tod als Spektakel zu inszenieren. Wer etwa Leichen beim Sex unter der Dusche oder tote Sportler und Tänzer zeigt, muss sich auch den Vorwurf gefallen lassen, pseudowissenschaftlich und pietätlos zu sein.

1977 begann Gunther von Hagens mit der Plastination, die er kontinuierlich weiter entwickelte. Zunächst gilt es den Verwesungsprozess des Leichnams zu stoppen, indem über die Arterien Formalin in den Körper injiziert wird. Danach werden Haut, Fett- und Bindegewebe entfernt und die einzelnen anatomischen Strukturen freigelegt.

Foto: Gunther von Hagens' KÖRPERWELTEN, Institut für Plastination, Heidelberg, www.koerperwelten.de

Am Anfang des Plastinationsprozesses werden lösliche Fette und das Körperwasser durch das Einlegen in Azeton herausgelöst. Danach wird das Azeton in einer Vakuumkammer durch Silikonkautschuk ausgetauscht.

Foto: Gunther von Hagens' KÖRPERWELTEN, Institut für Plastination, Heidelberg, www.koerperwelten.de

Bild nicht mehr verfügbar.

Im Anschluss an die Vakuumimprägnierung können der Körper bzw. die Organe in die gewünschte Position gebracht und mit Drähten, Nadeln sowie Klammern fixiert werden.

Foto: Reuters/STEFANIE LOOS

Bild nicht mehr verfügbar.

Mitte Februar wurde Hagens "Menschenmusem" in Berlin-Mitte eröffnet. Zunächst hatte die Bezirksverwaltung die Dauerausstellung am Fuße des Fernsehturms untersagt.

Foto: APA/EPA/TIM BRAKEMEIER

Bild nicht mehr verfügbar.

Die Begründung war, dass es sich bei den Plastinationen um Leichen handle. - Die Schau verstoße damit gegen das Bestattungsgesetz, welches das öffentliche Ausstellen von Toten verbietet.

Foto: Reuters/STEFANIE LOOS

Bild nicht mehr verfügbar.

Die Klage gegen das Verbot war erfolgreich. Das Gericht hat kürzlich entschieden, dass es bei den plastinierten Körpern nicht um Leichen im Sinne des Bestattungsgesetzes handelt.

Foto: APA/EPA/STEPHANIE ÜPILICK

Bild nicht mehr verfügbar.

Die in Scheiben geschnittenen Körper locken jedenfalls ein Massenpublikum an. Eigenen Angaben zufolge wollten bislang mehr als 40 Millionen Besucher weltweit den "sichtbaren Tod" bestaunen. - So viele Sensationshungrige können nicht irren, oder doch? (Günther Brandstetter, derStandard.at, 19.02.2015)

Körperwelten - Eine Herzenssache
Ort: Tabakfabrik, Gruberstraße 1, 4020 Linz
Öffnungszeiten: Montag bis Freitag: 09:00 bis 18:00 Uhr; Samstag, Sonntag und Feiertage: 10:00 bis 18:00 Uhr.
Ausstellungsdauer: 20. Februar bis 27. Mai.2015
Eintritt: 18 Euro für Erwachsene, 13 Euro für Kinder und Jugendliche (7 bis 18 Jahre)

Foto: Reuters/STEFANIE LOOS