Nach der amerikanischen Modemetropole ist nun London an der Reihe. Hier sind einige Höhepunkte der New Yorker Modewoche zusammengefasst.

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Marc Jacobs. Fall Winter 15/16. New York Fashion Week
Foto: APA/EPA/JASON SZENES, AP/John Minchillo

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Marc Jacobs. Fall Winter 15/16. New York Fashion Week
Foto: APA/EPA/JASON SZENES

Sein Defilée am Donnerstagabend ist eines der letzten der New York Fashion Week. Den Besuchern serviert Marc Jacobs eine bunte Melange aus all seinen Lieblingsthemen. Er lässt die Essenz seines Labels in Form einer berauschenden Kollektion aufmarschieren. Der Designer lässt starke Statements aus den vergangenen Saisonen hochleben und treibt sie auf die Spitze. Neben dem verschwenderischen Einsatz von Pailletten, Nieten und Steinen sind Pelz-Patchwork, Leoparden-Prints und Schlangenmuster dominante Aspekte.

Aus verschiedenartigen Elementen macht Marc Jacobs ein Gesamtkunstwerk: Faltenröcke aus metallenem Brokat, schwere Mäntel mit Perlenstickereien, schmale Paillettenkleider mit "verpixelter" Paillettenoberfläche. Die Kollektion ist eine Hommage an die einstige Chefredakteurin von Vogue, Diane Vreeland. Marc Jacobs schöpft aus dem Vollen und das weiß er auch: "I don’t want fine. I want, ‘I can’t live without it,’". Mit dieser Kollektion stellt er seine kreative Freiheit nach der Ära bei Louis Vuitton zur Schau und macht auch anhand des Soundtracks "Requiem for a Dream" lautstark klar: "I’m back!"

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Rodarte. Fall Winter 15/16. New York Fashion Week
Foto: REUTERS/ Lukas Jackson, AP/Diane Bondareff

Wenn es nach dem Design-Duo geht, dann geht es in dieser Kollektion von Rodarte um "Birds". Genauer gesagt, drehe sie sich laut Laura und Kate Mulleavy um Vögel, die von der Stadt aufs Land siedeln. Und daran halten sie auch bei diversen Backstage-Interviews fest. Sei es das Untergewicht von Federn, sei es das Übergewicht von Pailletten und Perlen – der Siebzigerjahre-Glamour, der sich auf ihrem Laufsteg ausbreitet, lässt vermuten, dass die Designer vom Thema abgekommen sind.

Aber bei der New York Fashion Week fällt man mit einer derartigen "Themenverfehlung" nicht durch, sondern auf: Rodarte zeigt Leggings aus Stretch-Leder mit und ohne Spitzeneinsätzen, zarte Spitzenblusen mit gerafften Ärmeln, drapierte Seidenoberteile; dazu einen kleinkarierten Anorak mit Fuchspelz-Besatz. Spätestens bei der Entscheidung für schenkelhohe Stiefel aus Krokodilleder hat das Design-Duo seinen Inspirationsrahmen gesprengt. Bei den schillernden asymmetrischen Kleidern aus transparentem Tüll oder Chiffon wird klar: Die Vögel haben Discofieber.

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Thom Browne. Fall Winter 15/16. New York Fashion Week
Foto: AP/Diane Bondareff

Wie schön es sein kann, schwarz zu sehen, will Thom Browne mit seiner aktuellen Kollektion zeigen. Seine Interpretation von Trauerkleidung ist melancholisch, romantisch und geradlinig zugleich. Viktorianische Elemente und eine zeitgenössische Schnittführung verschmelzen miteinander. Der Designer kombiniert lagenweise reich verzierte Mäntel, bestickte Kleider, doppelreihige Blazer, Röcke und knöchel- bis wadenlange Hosen miteinander und kreiert eine historische Silhouette.

Moderne Elemente wie Chelsea Boots, Netzstrümpfe und Reißverschlüsse holen die Modelle in der Gegenwart. Theatralische Trauerschleier einerseits, strenge, weiße Lackfrisuren andererseits. Im Hintergrund der Performance stehen die schlafenden Schönheiten in elfenbeinfarbenen Gewändern. Eine Dramaturgie zwischen Diesseits und Jenseits, die von schrulligen Momenten unterbrochen wird: ein Wal taucht immer wieder auf. Sei es als Applikation oder als Handtasche – er lockert die Schwermütigkeit auf.

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Oscar de la Renta. Fall Winter 15/16. New York Fashion Week
Foto: AP/Kathy Willens

Peter Copping präsentiert seine Debutkollektion für das Modehaus Oscar de la Renta. Der neue Chefdesigner präsentiert duftige Cocktailkleider und erstaunlich viele große Abendroben, leichte Chiffonblusen und Cashgora-Röcke, elegante Mantelkleider und moderne Ensembles mit raffinierten Taschenlösungen. Eine jugendliche Leichtigkeit geht von transparenten Spitzenelementen aus. Volants, geraffte Halsausschnitte und gelegte Falten spiegelt Coppings Sinn für das Detail wider.

Das Muster des Tweedstoffes sei vom Ausblick seines Studios auf die Fassaden und Fenster inspiriert. Es ginge ihm nicht darum, zu imitieren, sondern das Modehaus weiterzubringen äußert er sich gegenüber dem Branchenblatt WWD. Er verweist auf ihre ähnliche Ästhetik: "We both like sophisticated women, feminine and romantic." Coppings Debutkollektion spielt mit femininen Codes und zeigt ein sehr breites Spektrum, das sich zwischen Huldigung und stilistischer Autonomie bewegt. Und dafür hatte er weniger als drei Monate Zeit. Der Modebaron Oscar de la Renta ist im vergangenen Oktober verstorben. Mit seiner Debutkollektion wird er ihm gerecht und ist zugleich nicht übertrieben ehrfurchtsvoll.

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Diesel Black Gold. Fall Winter 15/16. New York Fashion Week
Foto: REUTERS/CARLO ALLEGRI

Für Diesel Black Gold kreiert Andreas Melbostad eine Kollektion, die mit maskulinen und femininen Elementen spielt. Er öffnet die Gender-Kiste und pickt heraus, was ihm gefällt. Es entsteht ein androgynes Gesamtbild und eine breitschultrige Silhouette. Der Designer kombiniert voluminöse Bikerjacken und fragile Spitze, flattrige Miniröcke und Oversize-Blazer, die an Herrensakkos erinnern. Dieser Stilmix ist keineswegs neu. Mit Elementen wie Schnürungen, Ösen, Spikes, Schnallen und Gurten entwickelt der Norweger eine Kollektion, die hart und zart zugleich ist. Als Inspiration nennt Andreas Melbostad die Fotografien von Peter Lindbergh, der die Models der 90er Jahre in Bikerjacke, Minirock, und klobigen Boots ablichtete.

Hugo Boss. Fall Winter 15/16. New York Fashion Week
Foto: Hugo Boss

Jason Wu hat Talent. Mit seinem Sinn für Konstruktion und Genauigkeit scheint er die Ansprüche des deutschen Modegiganten Hugo Boss optimal zu erfüllen. Die Damenkollektion demonstriert es: an allen Ecken und Enden sieht man Wus hohes Maß an Präzision. Scharfkantige Linien und gewölbte Nähte treffen in dieser Kollektion aufeinander.

Der Schneidermeister staunt, die amerikanische Presse raunt: "Going forward Wu must figure out how to marshal the considerable men’s wear-oriented strengths of Hugo Boss into a clear-cut, feminine vision for Boss," schreibt das Branchenblatt WWD. Der Designer müsse die Stärken der Boss-Linie für Herren nun auf seine feminine Version übertragen. Tatsächlich wirken die exakt colour-geblockten Jacken- und Mantelkombinationen in asphaltgrau und orange etwas überkonstruiert - man kann auch sagen ambitioniert. Seine eigenen Stärken hervorzuheben, ist Jason Wu definitiv gelungen.

Zum Thema:

1. Teil: New York Fashion Week. "Ganzkörperstrumpfhose und Daunenbrautkleid"

(Klara Neuber, 20.2.2015, derStandard.at)