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Mit Supercomputern versucht die NSA, Verschlüsselung aufzubrechen - bei Gnu PG gelingt ihr das scheinbar nicht

Foto: AP/Bowmer

Seit über 17 Jahren verteidigt Werner Koch das Postgeheimnis: 1997 erschien erstmals ein Prototyp der Verschlüsselungssoftware "Gnu PG", die vom deutschen Entwickler bis heute betreut wird. Mittlerweile ist Koch bei Version 2.1.2 angelangt – und hat weltweit so prominente Fans wie NSA-Whistleblower Edward Snowden, Hacktivist Jacob Appelbaum oder Filmemacherin Laura Poitras gewonnen.

Standing Ovations

Letztere bereiteten Koch Ende Dezember eine ganz persönliche Freude: Beim 31C3-Kongress in Hamburg referierten Poitras und Appelbaum darüber, wie die NSA in den vergangenen Jahren reihenweise Verschlüsselungsprogramme aufgebrochen hatte. Eine große Ausnahme: Kochs Gnu PG. "Ist Werner Koch anwesend?", fragten die beiden in die Runde. Koch erhob sich und wurde von den über 3.000 anwesenden Zuhörern mit Standing Ovations bedacht.

Kurz vorm Aufgeben

Dabei hatte der heute 53-jährige deutsche Software-Entwickler in den Jahren davor schon ans Aufgeben gedacht: Die Arbeit an Gnu PG war nervenaufreibend, ständig müssen Codezeilen aktualisiert und angepasst werden. Obwohl Gnu PG Open Source ist, also jeder mithelfen kann, blieb die meiste Arbeit an Koch hängen. Mit Spenden und freiberuflicher Nebentätigkeit versuchte dieser, sich über Wasser zu halten. Sein Gehalt, das er transparent auf der Website angab, lag mit 32.000 Euro weit unter jenen Standards, die er mit seinen Qualifikationen beanspruchen hätte können.

Spendenkampagne

Doch dann kamen die Snowden-Enthüllungen – und Koch erkannte einmal mehr, wie wichtig eine Bastion gegen Überwachung sein kann. Spätestens nach dem 31C3-Cameo im Vortrag der Datenschutz-Prominenz haben sich Kochs Sorgen erledigt: Er rief eine Crowdfunding-Kampagne ins Leben, die allein an einem Tag 100.000 Euro an Spenden generierte. Mehrere große IT-Konzerne wie Facebook, Bezahlanbieter Stripe oder die Linux Foundation sicherten ihm regelmäßige finanzielle Unterstützung zu.

Idealismus

Jetzt kann sich jener Mann, der laut Süddeutscher Zeitung "auf zehn Quadratmetern die NSA besiegt" wieder ganz Gnu PG widmen – und seine Entlohnung branchenüblichen Standards anpassen. Sein Lebenswerk wird dabei zu einem Idealismus für Hacker – denn sie zeigt, wie man mit ausgeklügelter Mathematik auch millionenschwere Geheimdienste in Schach halten kann. (fsc, derSTandard.at, 18.2.2015)