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Der richtige Umgang mit dem Schlitten ist nicht so einfach, wie viele denken: Jährlich verletzen sich 5000 Personen schwer beim Rodeln.

Foto: APA / Barbara Gindl

Wien - Es mag banal klingen, an Höhenluft oder Jagatee liegen, doch einigen Freizeitathleten ist das Faktum allem Anschein nach unbekannt: Rodeln, das ist eine Sportart. "Jeder glaubt, jeder kann rodeln. Doch es ist ein Familienvergnügen geprägt von Selbstüberschätzung und schlechter Vorbereitung, das schnell zu einem Unfall führt", sagt Klaus Robatsch, Leiter des Fachbereichs Forschung am Kuratorium für Verkehrssicherheit (KFV).

Er kann das auch mit Zahlen belegen: Rund fünftausend Personen müssen pro Jahr nach Unfällen mit ihren Schlitten ins Krankenhaus, ein bis zwei Menschen sterben an den Folgen. Allein in diesem Jahr sind in Österreich bereits drei Rodler tödlich verunglückt - erst diese Woche ist im Tiroler Zillertal ein 44-jähriger Urlauber aus Deutschland seinen schweren Verletzungen erlegen, nachdem er aus bisher ungeklärter Ursache rückwärts vom Schlitten stürzte.

Hohes Risiko

"Rodeln gehört zu den gefährlichsten Sportarten überhaupt", sagt Robatsch. Das "Risiko pro Sportausübung" sei wesentlich höher als etwa beim Skifahren. Dabei könne man durch relativ einfache Maßnahmen die Sicherheit wesentlich erhöhen: Helm tragen, Skibrille aufsetzen für bessere Sicht, wenn einem der Schnee entgegenstaubt, Handschuhe schützen vor Verletzungen durch die scharfen Kufen, feste Schuhe für sicheres Bremsen und eine für Körpergröße und Gewicht angemessene Rodel.

"Auf einem kleinen Hang mit langem Auslauf kann man sich einfach draufsetzen und runterfahren, für die anspruchsvolle Naturrodelbahn muss man rodeln allerdings lernen, wie jeden anderen Sport auch", sagt Robatsch.

Rodeln als Unterrichtsfach

In Tirol hat der Rodelverband deshalb ein Projekt gestartet, bei dem 200 Volksschülern gelehrt wird, wie richtiges Rodeln geht. Rund 15.000 Euro wurden dafür investiert - nicht ganz ohne Hintergedanken: So hofft man, vielleicht das eine oder andere Jungtalent für den professionellen Rodelsport rekrutieren zu können.

Ein gängiges Gerücht auf heimischen Rodelbahnen kann Robatsch jedenfalls nicht bestätigen: Dass Unfälle vor allem von unkundigen Touristen aus dem benachbarten Ausland verursacht würden, lässt sich statistisch nicht nachweisen. Im Gegenteil: "Womöglich ist der gute Rodler, der sehr schnell unterwegs ist, sogar besonders gefährdet." (Katharina Mittelstaedt, DER STANDARD, 19.2.2015)