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Zwei weibliche Profis sollen das Mumok auf Erfolgskurs halten: Karola Kraus, bestätigte künstlerische Direktorin, und Cornelia Lamprechter, neubestellte wirtschaftliche Leiterin.

Foto: APA, Herbert Pfarrhofer

Wien - Auf das klare Vieraugenprinzip werde man sukzessiv bei allen Häusern umstellen, das habe "mit Dingen zu tun, die in anderen Institutionen passiert sind", und sei keinesfalls Ausdruck des Misstrauens gegenüber der jetzigen Museumsleitung. Das erklärte Kulturminister Josef Ostermayer (SPÖ), als er am Mittwoch im Wiener Mumok die neue Doppelspitze präsentierte.

Es werde "keine Überraschung" sein, leitete er rhetorisch ein. Damit hatte - auch wegen Augenscheinlichem - sowieso niemand mehr gerechnet: Neben dem Minister hatten bereits Karola Kraus, Cornelia Lamprechter und der Vorsitzende des Mumok-Kuratoriums und Mitglied der Findungskommission, Johannes Attems, Platz genommen. "Die neue wissenschaftliche Direktorin ist die alte wissenschaftliche Direktorin", so verlängerte der Minister Kraus' Vertrag um weitere fünf Jahre - also bis September 2020.

Unterstützt wird diese ab Oktober von Cornelia Lamprechter als kaufmännische Direktorin, ein Posten, der erstmals ausgeschrieben war. Ostermayer stellte sie als jemanden vor, der "zwar nicht in ganz so großer, aber doch großer Kultureinrichtung tätig war". Aktuell ist sie Geschäftsführerin der Kunstmeile Krems und seit 2002 in der niederösterreichischen Kulturwirtschaft tätig. Die von Kraus überreichten Blumen erwiderte die 40-jährige, im Osttiroler Lienz geborene Lamprechter symbolisch: "Kraus eilt ein exzellenter Ruf voraus."

Die teilweise hitzig geführten, öffentlichen Diskussionen um die Direktion des Mumok werteten sowohl der Minister als auch Kraus als positives Zeichen. "Sie zeugen vom hohen Stellenwert des Hauses", so Kraus. Ostermayer betonte, er habe mit ihr alle heiklen, medial debattierten Fragen - Besucherzahlen, Stellenwert österreichischer Künstler im Programm, die Kollektion ihrer Familie (Grässlin) und die Galerie der Schwester - besprochen.

Man habe sich etwa darauf geeinigt, dass es künftig nur noch Überschneidungen mit Künstlern aus der Sammlung ihrer Familie geben werde, wenn sie "aus fachlichen Gründen unvermeidbar sind". Auch über künftige Programmvorhaben - darunter etwa Personalen zu Cindy Sherman, Bruno Gironcoli, Martin Beck und Július Koller - wurde gesprochen. Ostermayer sah also keinen Grund, dem Vorschlag der Findungskommission nicht zu entsprechen. Er hätte aber auch "ganz alleine im stillen Kämmerlein entscheiden können". Zur Ausschreibung sei er allerdings von Gesetzes wegen eben verpflichtet.

Blumen streute auch Attems: "Es gab für uns keine triftigen Gründe, anders zu entscheiden. Die Marke Mumok ist ein Versprechen für die Zukunft."

Die im Amt bestätigte Mumok-Chefin, die das internationale Netzwerk als Voraussetzung einer guten Direktion sieht, nahm auch auf einige Anwürfe Bezug: Kritik ärgere sie nur dort, wo sie nicht stimme. Weder beklage man einen Besuchereinbruch von 25 Prozent, noch sei man schläfrig, weil die aktuelle Schau Ludwig goes Pop so lange läuft. Vielmehr darf diese einzigartige Kollektion letztmals so geschlossen auf Reisen gehen: Die Versicherungssummen steigen; allein bei den Warhols und Lichtensteins betragen sie 70 bis 80 Millionen Euro. (Anne Katrin Feßler, DER STANDARD, 19.2.2015)