Die Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) hat ein Imageproblem. Junge Staatsanwälte wollen nicht zur Behörde oder verlassen sie nach kurzer Zeit wieder. Aus subjektiver Sicht ist das nachvollziehbar: Es geht häufig um langwierige, komplexe und politisch heikle Verfahren. Die Beschuldigten, nicht selten mit reichlich finanziellen Reserven ausgestattet, schöpfen alle juristischen Möglichkeiten aus. So wartet man schnell mal zwei Jahre, bis wichtige Unterlagen aus dem Ausland übermittelt werden. In den Medien, auch im STANDARD, muss man dauernd nachlesen, dass bei wichtigen Causen nichts weitergehe.

Das kann Frust auslösen. Da erscheint plötzlich eine offene Stelle bei einer kleineren Behörde attraktiver. Oder ein Oberstaatsanwalt bei der WKStA im dritten Wiener Gemeindebezirk wechselt bei gleichen Bezügen in die "echte" Oberstaatsanwaltschaft im ersten Bezirk.

Die Justizpolitik muss daher alles daransetzen, dass die Korruptionsbekämpfungsstelle als attraktiver Arbeitgeber wahrgenommen wird. Dafür benötigt es zunächst einmal eine aktive Personalpolitik, beginnend bei der Auswahl junger Juristen. Dazu gehört aber auch, nicht jeden Wechsel sofort zu genehmigen, wenn dieser eine Verzögerung eines wichtigen Verfahrens zur Folge hätte. Und schließlich müssen die Justizmitarbeiter das Gefühl haben, dass ihnen Anklagen in clamorosen Fällen niemals zum Nachteil gereichen. Das aber ist ein langwieriger Prozess. (Günther Oswald, DER STANDARD, 19.2.2015)