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Seehunde können komplexe Tonfolgen produzieren, die Liedern ähnlich sind.

Foto: APA/Daniel Bockwoldt

Wien – Forscher suchen im Tierreich nach Hinweisen darauf, welche Teile der Musikalität biologisch oder kulturell begründet sind. Dabei werde immer klarer, dass einige musikalische Fähigkeiten nicht alleine dem Menschen eigen sind. "Ein Experiment hat sogar gezeigt, dass eine Fisch-Art zwischen Blues und klassischer Musik unterscheiden kann", so die Kognitionsbiologin Marisa Hoeschele.

Vögel und Wale produzieren schwierige Tonfolgen

"Vögel und Meeressäugetiere sind wahrscheinlich die besten Beispiele für tierische Sänger", sagte die Forscherin vom Department für Kognitionsbiologie der Universität Wien. Singvögel, Kolibris, Papageien, aber auch Wale und Seehunde können komplexe Tonfolgen produzieren, die Liedern ähnlich sind. Manche afrikanischen Affenarten trommeln. "Viele Tiere haben also ein gewisses Verständnis für Musik", so Hoeschele, die mit Kollegen kürzlich einen Überblicksartikel zu einer Spezialausgabe des Fachblatts "Philosophical Transactions of the Royal Society B" mit dem Titel "Auf der Suche nach den Ursprüngen der Musikalität über die Artengrenzen hinweg" beigesteuert hat.

Vor einigen Jahren wurde auch belegt, dass Kakadus sich synchron zu einem Beat bewegen können. Das habe nicht nur das ursprüngliche Versuchstier namens "Snowball" zum Internetstar gemacht, sondern auch andere Wissenschafter inspiriert. "Seither wurde in vielen Forschungsarbeiten gezeigt, dass auch andere Spezies diese Fähigkeit haben", so Hoeschele.

Auch Handeln im Labor untersucht

Die Forscher machen solche Untersuchungen mit tiefergehenden Hintergedanken: "Wenn wir Tiere studieren, können wir einerseits Aspekte der Musikalität erkennen, über die nur Menschen verfügen, und andererseits herausfinden, was wir mit anderen Spezies gemeinsam haben. Fähigkeiten, die auch Tiere an den Tag legen, sind nämlich viel wahrscheinlicher Teil unserer Biologie, als kulturell vermittelt", erklärt die Kognitionsbiologin.

Die Wissenschaft interessiert aber nicht nur das natürliche Verhalten von Tieren, sondern auch ihr Handeln unter künstlichen Laborbedingungen. Hoeschele selbst hat bereits Singvögel, Tauben, Ratten, Weißbüscheläffchen und Frösche studiert. In Wien arbeitet sie momentan großteils mit Wellensittichen.

Ihr gehe es darum, herauszufinden, wie diese Tiere Töne und Geräusche einordnen, indem sie sie mit Leckerbissen trainiert darauf zu reagieren. Später können die Vögel dann zwischen verschiedenen Klängen auswählen. So lasse sich abschätzen, welche klanglichen Präferenzen sie haben, erklärte die Forscherin. (APA, 19.02.2015)