Foto: The Stomping Land
Foto: Under the Ocean

Nach dem stillen Rückzug leitender Entwickler der beiden Early-Access-Games "The Stomping Land" und "Under the Ocean" haben enttäuschte Unterstützer ihren Zorn im Netz laut gemacht und auch einen Betrugsverdacht geäußert. Gleichzeitig sieht sich das von der PC-Spieleplattform Steam etablierte Vertriebsmodell abermals mit kritischen Stimmen konfrontiert. Bei Steam Early Access können Hersteller bereits in der Entwicklungsphase ihre Werke zum Verkauf anbieten und die laufenden Einnahmen sowie das Feedback der Spieler nutzen, um die Fertigstellung zu finanzieren und Inhalte den Rückmeldungen nach zu adaptieren. Kunden erhalten im Gegenzug schon einen frühen Einblick in das Projekt und können die Games teils zu günstigeren Preisen erwerben.

Betrugsverdacht

Im Fall des Survival-Games "The Stomping Land" wurde bereits vergangenen Sommer ein Betrugsverdacht in der Steam-Community geäußert, nachdem laut der Seite Gamestar der verantwortliche Lead-Designer Alex Fundora immer wieder abtauchte und die Entwicklung ins Stocken geriet. Nicht nur Early-Access-Kunden sahen sich zu dem Zeitpunkt um ihr Geld betrogen, auch zahlreiche Unterstützer der vorangegangenen Kickstarter-Kampagne äußerten Kritik. Rund 114.000 Euro sammelten Fans für das Dinosaurier-Spiel. Im September nahm Steam-Betreiber Valve "The Stomping Land" zwischenzeitlich sogar aus dem Angebot, ließ es später allerdings wieder zum Verkauf zu. Nun scheinen jedoch auch einige Entwickler des Werks nicht mehr an die Fertigstellung zu glauben. So hat etwa der bisherige Model-Designer Vlad Konstantinov das Team bereits verlassen und die Arbeit an einem weiteren Dinosaurier-Sandbox-Survival-Spiel namens "Beasts of Prey" begonnen. Konstantinov wirft seinem ehemaligen Projektleiter Fundora vor, ihm noch Geld zu schulden und seit Monaten nichts mehr von ihm gehört zu haben. Der letzte Patch für "The Stomping Land" erschien im Oktober, der Twitter-Account liegt seit September still.

Mittelos gescheitert

Das Spiel "Under the Ocean" wurde unterdessen bereits aus dem Steam-Sortiment genommen, nachdem der Programmierer das Projekt verlassen hatte. Grund dafür scheinen Differenzen bezüglich der weiteren Ausrichtung des Games gewesen zu sein. Designer Paul Hart bat Valve daraufhin, die Early-Access-Kampagne einzustellen und gegebenenfalls fortzusetzen, sobald er das Projekt wieder so weit ist. In einem Schreiben an die Unterstützer erklärte Hart, trotz aufgebrauchter Ressourcen das Spiel im Alleingang fertigstellen zu wollen. "Vielleicht gegen jede Vernunft und aus reiner Sturheit werde ich nicht aufgeben. Ich werde dieses Projekt nicht für tot erklären. Mir ist egal, wie lange es dauert und wie hart es sein wird, ich werde dieses Projekt, wenn es sein muss, auch alleine zu Ende bringen", so Hart. Um seine Familie ernähren zu können, werde er sich aber wohl parallel dazu einen anderen Job suchen müssen. Die bereits versprochene Alpha-Version 9 von "Under the Ocean" wird es bis auf weiteres nun nicht veröffentlicht. Die Fertigstellung könnte Hart zufolge noch Jahre dauern.

Auf unsicheren Beinen

Es sind die jüngsten Fehlschläge in einer Reihe fehlgeschlagener Community-finanzierter Games-Produktionen. Vergangenen Sommer etwa wurde über Nacht die Weiterentwicklung des Spiels "Towns" eingestellt und der Titel als fertig verkauft, obwohl die Entwickler den Unterstützern noch zahlreiche weitere Features versprochen hatten.

Steam-Betreiber Valve warnt Kunden explizit davor, Spieler nur nach ausreichender Vorinformation über Early Access zu erwerben. Auch müsse man damit rechnen, dass Spiele im schlechtesten Fall nicht fertiggestellt werden. (Zsolt Wilhelm [auf Twitter], derStandard.at, 19.2.2015)