Wien – Es beginnt mit einer stinknormalen Verschwörungstheorie: Weil Adam Weishaupt, Ordensgründer der Illuminaten, George Washington ähnlich sah, sollen Mitglieder des Vereins den US-Präsidenten ermordet und ihn durch Weishaupt ersetzt haben. Das Wappentier der USA – Weißkopfadler – sei dafür ausreichender Beleg. Das ist lange her, Millionen verkaufte Bücher in jüngster Zeit erhalten den Mythos jedoch am Leben.

Foto: ZDF / Gordon Muehle

In Ingolstadt, der Geburtsstadt Weishaupts, hatten sie ihren berühmten Sohn offenbar nie vergessen. Da wurde noch in finsteren Gewölben gefeiert, warfen Menschen sich wollene Kutten um und bestraften jene, von denen sie glauben, sie seien ihre Feinde.

Eine tote Lehrerin, ein gefolterter Schüler, jede Menge verdächtige Lehrer. Nichts ist härter als das wahre Leben. Wer die Bücher Ferdinand von Schirachs kennt, weiß, dass es darum geht.

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Mit großer Entschlossenheit für das dunkle Ganze im Menschen inszenierten Hannu Salonen und Maris Pfeiffer sechs Folgen von Schirachs zweitem Buch "Schuld" und tragen dessen These vom Mörder in uns weiter.

Deren Quotentauglichkeit ist erwiesen: Schirachs Bücher sind Bestseller auch im Fernsehen. Bereits vor zwei Jahren produzierte Oliver Berben sechs Geschichten aus "Verbrechen" mit Josef Bierbichler. Dieses Mal heißt der Anwalt Friedrich Kronberg, Moritz Bleibtreu spielt ihn als Kettenraucher, der einen alten Jaguar fährt und meistens sehr bekümmert dreinschaut.

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Kein Wunder, was er zu hören bekommt, ist nicht ohne und beruht auf Tatsachen: Es geht um tödliche Folgen erotischer Fantasien ("Der Andere"), um einen verwahrlosten Drogenbaron, der im Hinterhof an der Liebe scheitert ("Schnee"), um den Mord an einem gewalttätigen Vater und Ehemann ("Ausgleich"), um tödliche Rache ("DNA") sowie brutale Vergewaltigung ("Volksfest").

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Der Ritualmord in "Die Illuminaten" ist der vierte der Reihe. Alle sind in ihrem konzentrierten Erzählrhythmus sehenswert und überzeugen im Spiel von Devid Striesow, Michael Rehberg, Anna Maria Mühe, Benjamin Sadler und vielen weiteren mehr.

Bei der Verbreitung geht das ZDF neue Wege und orientiert sich an Onlinediensten wie Netflix und Amazon. Die stellen ihre Produkte staffelweise ins Netz: Serienzuschauer bestimmen gerne selbst, welche Folge sie wann sehen möchten. Eine neue Studie belegt, dass in den USA bereits rund 80 Prozent Serien auf diese Weise konsumieren.

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Bereits seit zwei Wochen sind alle Folgen in der ZDF-Mediathek abrufbar. 300.000 Sichtungen über Computer und Laptops bestätigt der Sender nach STANDARD-Anfrage. Zugriffe über Smartphones, Tablets und internetfähige TV-Geräte sind nicht erfassbar. Nach Sehvolumen erreicht "Schuld" 3,9 Prozent an der gesamten Mediathek.

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Der ORF geht ähnliche Wege: "Altes Geld" ist ab 27. März im eigenen Portal Flimmit abrufbar, im Herbst folgt die TV-Premiere. Unterschied: Das gebührenfinanzierte ZDF gibt die Folgen von "Schuld" ohne zusätzliche Kosten frei. "Altes Geld" ist nach bisherigen Informationen kostenpflichtig. (Doris Priesching, DER STANDARD, 20.2.2015)