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Nach neuen Anschlägen wollen die Taliban wieder Gespräche.

Foto: epa/jawed karger

Neu-Delhi/Kabul - Nicht einmal zwei Monate ist es her, seit die Nato nach 13 Jahren ihren Kampfeinsatz in Afghanistan offiziell beendete. Nun haben die Taliban angeblich ernsthaftes Interesse an Friedensverhandlungen bekundet. Berichte, dass schon am Donnerstag erste Gespräche mit den USA in Doha stattfinden sollten, dementierte Washington aber. Man unterstütze aber die Bemühungen der afghanischen Regierung nach eigenen Gesprächen. Diese sollten laut Quellen erst im März stattfinden.

Ob es sich ursprünglich um parallele Initiativen handeln sollte, blieb zunächst unklar. Frühere Anläufe dieser Art waren zwar gescheitert; doch glaubt man den neuen Medienberichten, scheint diesmal Pakistan treibende Kraft hinter dem Vorstoß zu sein. Das verändert die Ausgangslage. Denn so soll unter anderem Pakistans Militär nun massiven Druck auf die Militanten ausüben, sich wieder an den Verhandlungstisch zu setzen.

Das würde eine entscheidende Kehrtwende bedeuten. Seit Jahren wirft Kabul dem Nachbarn Pakistan vor, den Krieg am Hindukusch zu schüren. So hält sich die Spitze der afghanischen Taliban seit dem Sturz der Gotteskrieger 2001 in Pakistan versteckt. Sie steht angeblich stark unter dem Einfluss Islamabads. Vorstöße für Friedensgespräche hatte Pakistan bisher immer wieder ausmanövriert.

Wandel in Islamabad

Doch nun scheint es einen Sinneswandel zu geben. Pakistans Armeechef Raheel Sharif war am Dienstag nach Kabul gereist und hatte Afghanistans Präsidenten Ashraf Ghani eröffnet, dass die Taliban gesprächsbereit seien. Als mögliche Verhandlungsorte wurden Islamabad, aber auch Kabul, Dubai und interessanterweise Peking genannt.

Hinter Pakistans Kurswechsel vermuten indische Analytiker tatsächlich China, das als Pakistans "Allwetterfreund" gilt. Während sich der Westen aus Afghanistan zurückzieht, stößt China in das Vakuum vor. Peking habe ein Interesse daran, Kabul und Islamabad auszusöhnen, um seine wirtschaftliche Einflusssphäre in der Region auszubauen, meint der indische Analytiker Rajan Mohan. Delegationen der Taliban seien bereits nach Peking gereist. China habe auch angeboten, bei Gesprächen als Vermittler zu dienen.

Verhandlungen mit den Taliban dürften bei vielen Afghanen Ängste vor einem Rückfall in finstere Zeiten wecken. Ghani versprach, dass er keine Gespräche im Geheimen führen werde. "Ich werde mein Volk über jede Entwicklung informieren."

Bis zu echten Fortschritten ist es noch ein weiter Weg. So muss der Führer der afghanischen Taliban, Mullah Omar, Verhandlungen zustimmen. Omar wurde seit 2001 nicht mehr gesichtet. Es ist unklar, ob er noch lebt. Zudem sind Afghanistans Taliban in unzählige Gruppen zerfallen, radikale Splittergruppen sind erstarkt. Es bleibt abzuwarten, ob Omars Macht noch ausreicht, einen Deal auch durchzusetzen. (Christine Möllhoff, DER STANDARD, 20.2.2015)