Es war ein Kampf der Faschingsgiganten, ausgetragen im bierigen Milieu. Christoph "abgesandelt" Leitl trat diesmal gegen Kickls Sprechpuppe H.-C. Strache in Konkurrenz, und gemeinsam schenkten sie der Regierung nichts, wobei der Bundeskanzler als hauptsächlicher Empfänger ihrer harten Zärtlichkeiten als eindeutiger Lustgewinnler dieses Aschermittwochs hervorging. Strache baute mit seinen diesjährigen Nebengeräuschen eine gedankliche Brücke von der Zeit, in der noch Jörg Haider den politischen Heringsschmaus servierte, in jene, in der er als dessen Lehrbub einst mit dem Segen von Turnvater Jahn in die Politikerpension verglühen wird, ohne je Bundeskanzler, Wiener Bürgermeister noch Bundespräsident geworden zu sein. Hier soll unbürgerlicher Tonfall über die Vergeblichkeit blauen Strebens hinwegtäuschen, was ihm immerhin den Aufmacher "Strache greift bei vier Wahlen an" in der Kronen Zeitung einbrachte.

Leitl hingegen griff rhetorisch zu den Sternen und versuchte sich auf der kulturellen Höhe der Zeit mit der ganzen Verruchtheit eines Wirtschaftskämmerers als politischer Sexualexperte analytisch an Sozialminister Hundstorfer: "Er red't nur von den Strafen, wie wenn's ihm ein körperliches Wohlbefinden machen würde - Shades of Grey!" - exekutiert natürlich an Unternehmern. Dass solche Aktivitäten den hundstorferisch Behandelten mindestens ebenso sehr "ein körperliches Wohlbefinden machen" sollten, darf im sozialpartnerschaftlichen Bondagemilieu vorausgesetzt werden, wurde von Leitl aber im Taumel des Faschingsausklangs geflissentlich übersehen.

Es war nicht das Einzige. Am selben Tag ließ der Finanzminister von Leitls Partei Hundstorfer bestenfalls als zweitklassigen Sadisten dastehen, als er im Kurier forderte: "Keine Gnade für Steuerbetrüger". Der normalsterbliche Staatsbürger wundert sich natürlich über die Ursache dieses plötzlichen Peitschenhiebes in unternehmerische Weichteile, nachdem Scharen von ÖVP-Finanzministern viele Jahre lang Zeit gehabt hätten, gnadenlos zuzuschlagen, und sich damit sogar auch noch ein körperliches Wohlbefinden zu machen.

In der Hoffnung, den Bundeskanzler davon zu überzeugen, er - allein - hätte "Österreich schlecht gemacht", schlüpfte Leitl auch in die Rüstung eines Kreuzritters wider die Registrierkassenpflicht, das Schwert seiner eiskalten Logik über der Arbeitswelt schwingend. Ob dann auch Arbeitslose und Mindestsicherer einen Registrierchip bekommen sollen, um Pfusch zu verhindern, fragte er. Dass er damit auch seiner eigenen politischen Klientel Betrug unterstellt, statt ihn als Interessenvertreter wenigstens zu leugnen, atmet Kühnheit. Wenn sie ihm so knapp vor den Wirtschaftskammerwahlen nur nicht schadet.

Dass Leitl den Bundeskanzler durchschaut, wenn er "Millionäre" sagt, aber den "Mittelstand" meinen soll, ist ein ideologischer Sehfehler, der deutlich an die einstige Vernaderung der Kapitalertrags- als "Sparbüchel"-Steuer erinnert. Rechtfertigt der Kampf gegen eine Vermögenssteuer, wie sie anderswo existiert, auch anspruchslose Mittel, so hat er diesmal wenigstens zu einem heiteren Faschingsausklang beigetragen. (Günter Traxler, DER STANDARD, 20.2.2015)