Marit S. Nybelius, Annette R. Hofmann
License to Jump!

A Story of Womens' Ski Jumping
Beijbom Books
137 Seiten, 23 Euro

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Jacqueline Seifriedsberger hätte in Falun WM-Bronze zu verteidigen, allein, der kleinere Bakken im Lugnet-Sportpark liegt der Riederin nicht sonderlich.

Foto: AP/Schrader

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Sara Takanashi nahm schon vor vier Jahren in Oslo, als 14-Jährige, an Weltmeisterschaften teil. Der Aufstieg der Japanerin von der Insel Hokkaido war unaufhaltsam.

Foto: AP/Schrader

Marit Stub Nybelius, das überrascht ein wenig, ist für den internationalen Skiverband, die Fis, voll des Lobes. "Sie ist in relativ kurzer Zeit von der letzten Reihe in die erste aufgerückt", sagt die 42-jährige Schwedin von der Dalarna-Universität in Falun, die seit mehr als 20 Jahren unermüdlich für das Skispringen der Frauen arbeitet. Die Anerkennung der internationalen Sprungrichterin verdient sich die Fis durch die Aufnahme eines Mixedbewerbes in ihr Programm, obwohl Präsident Gian-Franco Kasper vor gar nicht allzu langer Zeit den Frauen die körperliche Eignung für diesen Sport in unsäglicher Weise abgesprochen hatte.

In Falun springen Damen und Herren (am Sonntag) zum zweiten Mal gemeinsam um WM-Medaillen. Marit Stub Nybelius, die mit der deutschen Sportwissenschafterin Annette R. Hofmann das erste der Geschichte des Frauenskispringens gewidmete Buch vorlegte, hat kein Problem damit, das als Aufwertung für den Frauensport insgesamt zu verstehen. "Es gibt schließlich insgesamt nur sehr wenige Bewerbe, in denen Frauen und Männer gemeinsam wettkampfmäßig Sport betreiben." Dieses Argument klingt schon sehr olympisch, ein Mixed bei den Spielen 2018 in Südkorea wäre keine Überraschung.

Fragezeichen

Wohl wünscht sich etwa Österreichs Trainer Andreas Felder schon aus praktischen Gründen ("wäre leichter in den Weltcup integrierbar") einen, nun ja, Mannschaftsbewerb für Frauen. Ob allerdings genügend Nationen wie Österreich jetzt schon über vier halbwegs gleichwertige Springerinnen verfügen, ist fraglich.

Das Skispringen der Damen hat sich fraglos rasant entwickelt. Ablesbar ist das an der zunehmenden Dichte des Feldes. Eine Probe aufs Exempel ist im heutigen Einzelspringen zu erwarten.

Die erste einschlägige Weltmeisterin, die US-Amerikanerin Lindsey Van, trennten 2009 in Liberec, Tschechien, noch 112 Zähler von der 20. im Bewerb. Zwei Jahre später, in Oslo, triumphierte die Tirolerin Daniela Iraschko (noch nicht -Stolz) um 62,7, weitere zwei Jahre später in Val di Fiemme Sarah Hendrickson aus den USA um 59,4 Zähler. Den vorläufigen Höhepunkt der Entwicklung markierte der Olympiasieg der Deutschen Carina Vogt, die in Sotschi nur noch 29,3 Punkte vor der 20. landete (und 1,2 Zähler vor der zweitplatzierten Iraschko-Stolz). Zum Vergleich: Der Normalschanzenolympiasieger, der Pole Kamil Stoch, hängte den 20. um 34,3 Punkte ab.

Ganz an der Spitze wird es heute auf dem kleinen Bakken im Lugnet-Sportpark ob Falun noch viel enger zugehen - vorausgesetzt, der in der Gegend immer unberechenbare Wind spielt mit. Der Weltcup legt nahe, dass Iraschko-Stolz und die Japanerin Sara Takanashi um Gold springen, vielleicht sogar um zweimal Gold, analog zur Generalprobe in der Vorwoche in Ljubno, Slowenien, wo die 31-Jährige und ihre um 13 Jahre jüngere Kontrahentin von der Insel Hokkaido ex aequo siegten. Takanashi gewann im Weltcup schon 29-mal, also fast dreimal so oft wie Iraschko-Stolz (10), hat aber bei quasi erwachsenen Großereignissen noch wenig Glück gehabt. Zwar kam sie als Titelverteidigerin im Mixed nach Falun, mehr als Einzelsilber vor zwei Jahren in Italien gewann die fünfmalige Juniorenweltmeisterin aber noch nicht.

Iraschko-Stolz, die Takanashi nach fünf Saisonerfolgen aber faktisch schon als Weltcupsiegerin abgelöst hat, fühlte sich im Training zu Falun und mit der Favoritenrolle wohl. In Sotschi sei sie jedenfalls deutlich angespannter gewesen. Auch im Windschatten der Grande Dame des Sports lässt es sich leichter springen. Die Vorarlbergerin Eva Pinkelnig ist trotz ihrer 26 Jahre eine WM-Debütantin, während die 17-jährige Salzburgerin Chiara Hölzl schon dem silbernen Mixedteam angehört, ja in Val di Fiemme diese Medaille mehr oder weniger gerettet hatte. Die Oberösterreicherin Jacqueline Seifriedsberger (24) wäre nach Iraschko-Stolz die routinierteste im Team von Coach Felder, kam aber zuletzt nicht auf Touren und mit dem Bakken in Falun kaum zurecht. Kleiner Trost für die WM-Dritte von 2013: Seifriedsberger ziert das Cover des ersten, ganz und gar dem Frauenskispringen gewidmeten Buches. (Sigi Lützow, DER STANDARD, 20.2.2015)