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Hell erstrahlt die Milchstraße am nächtlichen Himmel über den Schweizer Bergen. Die regelmäßige Passage durch ihre zentrale Ebene könnte für die Erde böse Folgen haben, spekulieren US-Forscher.

Foto: APA / EPA / Alessandro della Bella

New York / Wien - So wie die meisten anderen Sterne der Milchstraße kreist unsere Sonne fortwährend um das galaktische Zentrum. Rund 250 Millionen Jahre benötigt unser Sonnensystem für eine vollständige Runde. Der Pfad, dem es auf seiner langen Reise folgt, gleicht dabei einer mehr oder weniger gleichmäßigen Wellenbewegung: Manchmal befindet es sich ein Stück über der galaktischen Ebene, dann wieder darunter. Die Passage durch diese am dichtesten mit Sternen bevölkerte Region findet annähernd alle 30 Millionen Jahre statt.

Doch nicht nur Himmelskörper und Gaswolken konzentrieren sich in der zentralen Ebene unserer Galaxie. Beobachtungen legen nahe, dass sich dort auch jene unsichtbare Substanz zusammenballt, die Astrophysiker Dunkle Materie nennen und die sich allein durch ihren gravitativen Einfluss auf ihre Umgebung nachweisen lässt. Diese Wechselwirkung hat möglicherweise auch für unsere Erde und ihre Bewohner signifikante Folgen - zumindest wenn es nach der These des US-Wissenschafters Michael Rampino geht.

Rampino und sein Team von der New York University haben nämlich festgestellt, dass in der Erdgeschichte immer dann Asteroideneinschläge und Massensterben zunahmen, wenn das Sonnensystem die galaktische Ebene durchquerte. Nach Ansicht der Forscher, die ihre Berechnungen nun im Fachmagazin "Monthly Notices of the Royal Astronomical Society" vorstellten, sei die Ursache dafür im direkten Einfluss der Dunklen Materie zu suchen.

Regelmäßiges Massensterben

"Die Geschichte der Erde ist durchsetzt von regelmäßig wiederkehrenden Massenaussterbe-Ereignissen, einige davon lassen sich nur schwer erklären. Möglicherweise liefert hier Dunkle Materie die nötigen Antworten", meint Rampino.

Laut ihren Modellberechnungen reicht die Konzentration an Dunkler Materie in der galaktischen Ebene aus, während einer Durchquerung für Unruhe unter den Kometen in der Oortschen Wolke an den äußeren Rändern unseres Sonnensystems zu sorgen. Einige dieser kosmischen Geschoße würden aufgrund der gravitativen Störungen ihre angestammten Bahnen verlassen und den Weg ins innere Sonnensystem einschlagen, wo sie schließlich unter anderem auch auf die Erde treffen - mit den entsprechenden Folgen.

Immerhin habe auch das letzte große Massensterben vor 66 Millionen Jahren, bei dem die Dinosaurier das Feld zugunsten der Säugetiere räumten, während einer Durchquerung der galaktischen Ebene stattgefunden, geben die Forscher zu bedenken. Um ihre Theorie zu untermauern, seien allerdings noch weitere Untersuchungen nötig, schränkt Rampino ein. (Thomas Bergmayr, DER STANDARD, 20.2.2015)