"Zu Erröten" wirkt nur in seltenen Fällen "süß" und wird noch seltener als Zeichen für einen gesunden Aufenthalt an der frischen Luft gedeutet - schon gar nicht im Job. Was Menschen wirklich mit roten Gesichtern verbinden, enthüllt eine aktuelle europäische Studie mit mehr als 6.000 Teilnehmern.

Weniger Intelligenz, weniger Zuverlässigkeit, weniger Vertrauenswürdigkeit und weniger Erfolg. Menschen mit rotem Gesicht haben tatsächlich nur halb so gute Chancen, nach einem Bewerbungsgespräch angestellt zu werden (12 Prozent vs. 23 Prozent ohne Gesichtsrötung). "Man kann die Wahrnehmung der Menschen nicht ändern, aber man kann etwas gegen die Gesichtsröte tun", sagt Hautärztin Julia Valencak von der MedUni Wien.

Gesichtsröte oftmals peinlich

Mittels Online-Fragebogen des internationalen Marktforschungsunternehmens Bryter wurden 6.831 Erwachsene im Alter von 25 bis 64 Jahren aus ganz Europa befragt. 800 davon gaben an, selbst an Gesichtsrötung zu leiden. Den Teilnehmern wurden im Rahmen des Studiendesigns Bilder von Menschen mit und ohne Gesichtsrötung sowie unterschiedliche Begriffe gezeigt. Sie sollten beurteilen, wie sehr diese Eigenschaften/Begriffe auf die abgebildeten Personen zutreffen.

Die Ergebnisse der Studie bestätigen, was Betroffene selbst befürchten: Beinahe zwei Drittel (62 Prozent) der Betroffenen ist ihre Gesichtsröte generell peinlich. Mit 56 Prozent gibt mehr als die Hälfte an, dass die Rötungen während Geschäftstreffen, Präsentationen oder Vorstellungsgesprächen am unangenehmsten sind.

81 Prozent der Betroffenen sind der Überzeugung, im Alltag aufgrund der Rötungen unfair beurteilt zu werden - eine Einschätzung, die die Studie belegt: Menschen mit Gesichtsrötungen wurden in der Studie eher manuelle Tätigkeiten anstelle qualifizierter Berufe oder Managementfunktionen zugetraut.

Warum wir erröten

"Die roten Wangen kommen bei vielen Betroffenen dann, wenn man sie am wenigsten gebrauchen kann, z.B. bei einem Bewerbungsgespräch, einem wichtigen Termin oder wenn man vor größerem Publikum sprechen soll", erklärt Valencak.

Aber was ist die Ursache? In vielen Fällen kann die Hauterkrankung Rosacea für das Rotwerden verantwortlich sein. Rund 150.000 Österreicher sind davon betroffen, viele sind sich dessen aber gar nicht bewusst." Rosacea ist eine chronische entzündliche Hauterkrankung, die schubweise auftritt und für die es oft konkrete Auslöser gibt: "Bei manchen sind es bestimmte Nahrungsmittel, bestimmte Kosmetika, UV-Strahlung, Hitze, Alkohol oder eben emotionale Aufregung, die einen Schub auslösen", so Valencak.

Meist treten die Symptome ab dem 35. Lebensjahr erstmals auf. Rosacea betrifft häufiger hellhäutige Menschen, Frauen etwas öfter als Männer. Die gute Nachricht: "Man muss sich nicht damit abfinden, sondern kann gezielt etwas gegen die Erweiterung der Gefäße tun", macht Valencak Betroffenen Mut.

Hier die wichtigsten Tipps gegen Hautrötungen:

  • Check beim Hautarzt: Wer öfter unter Gesichtsrötungen leidet, sollte zum Hautarzt gehen, um die Ursache dafür abzuklären. Handelt es sich um Rosacea, könnte es auch sein, dass die Rötungen häufiger werden und später dauerhaft bestehen bleiben

  • Gezielte Behandlung: Die Gesichtsrötung kann gezielt behandelt werden. "Wenn man weiß, woher die Hautveränderungen kommen, kann man wirksam etwas dagegen tun. Meist reicht eine äußerliche Behandlung mit einer Creme vollkommen aus", sagt Valencak. "Nur bei schwereren Fällen können Medikamente zum Einnehmen oder auch eine Laserbehandlung nötig sein."

  • Auslöser kennen und wenn möglich vermeiden: Beobachten Sie gezielt, wann die Hautveränderungen auftreten. "Ein Vorstellungsgespräch lässt sich natürlich nicht vermeiden, aber wer bemerkt, dass etwa Alkohol die Rötungen fördert, könnte gezielt darauf verzichten", sagt Valencak.

  • Make-Up mit Grünstich: Make-Up mit Grün-Partikeln (Apotheke!) kann die Rötungen kaschieren und ist ein sinnvoller Begleiter. "Oft bringt das Abdecken mit sich, dass man dann bei Terminen entspannter bleibt und sich auch auf diesem Weg die Rötungen nicht so stark bemerkbar machen", so die Erfahrung einiger Patienten.

  • Sonnenschutz: Benutzen Sie hochwertige Sonnenschutzprodukte, am besten Gele, die auf Ihren Hauttyp abgestimmt ist mit mindestens SPF 30, und cremen Sie sich vor allem in der warmen Jahreszeit auch im Alltag ein.

  • Reinigung & Kosmetik: Weniger ist mehr für zu Rötungen neigende Haut! Seifenfreie und pH-neutrale Waschlotions, keine alkoholhaltigen Gesichtswässer, Peelings eher meiden. Am besten in der Apotheke nachfragen. (red, derStandard.at, 20.2.2015)