"Hot" punktet zwar mit günstigen Tarifen, die Datentaktung von einem MB stößt aber auf wenig Gegenliebe.

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Der über den Diskonter Hofer vermarktete Mobilfunker "Hot" ist erfolgreich in den Markt gestartet. Über 50.000 Kunden soll der zu Jahresbeginn gestartete Betreiber mittlerweile haben. Geschuldet ist das vor allem günstigen Tarifen, denen die Kunden nach Monaten der Preissteigerungen im Telekommunikationssektor wohlwollend begegnen.

Doch ein Kritikpunkt wird seit Beginn häufig vorgebracht. Während sich Preise und Geschwindigkeit (21 Mbit/s) bei Datenverkehr im Vergleich mit anderen Billiganbietern sehen lassen kann, ist die Taktung für viele ein Ärgernis.

Pro Verbindungsaufbau ein Megabyte

Denn Hot rechnet in 1.024-KB-Blöcken ab. Das bedeutet, dass bei jeder Trennung der Verbindung der aktuelle Verbrauch auf das nächste Megabyte aufgerundet wird, selbst wenn von diesem nur wenige Kilobyte "angeschnitten" sind.

Verbindungsabbrüche als Volumenkiller

Ist das Handy im Betrieb, trennt sich die Verbindung idealerweise nur zwei mal täglich nach jeweils zwölf Stunden. Theoretisch würde man damit im schlimmsten Falle durch eine 1.024-KB-Taktung also zwei MB verlieren. Kommt es häufiger zu Unterbrechungen, können sich diese Verluste aber durchaus häufen.

Ursachen für Verbindungsabbrüche sind oft örtliche Gegebenheiten, etwa das Durchfahren eines Tunnels in U-Bahn oder Auto. Ebenso können ungünstige Einstellungen des eigenen Endgerätes sich empfindlich auswirken, etwa wenn das Smartphone konfiguriert ist, sich automatisch in jedes offene WLAN einzuloggen.

Android-Fehler sorgt für Ärger

Auch vom jeweiligen Betriebssystem kann es abhängen, wie häufig eine Verbindung aufgebaut und beendet wird. So erhielt Hot etwa die Beschwerde eines Kunden, dem für eine Nacht ein Verbrauch von 22 MB angerechnet wurde, obwohl er sein Handy nicht verwendete und dieses ohnehin per WLAN mit dem Internet verbunden war. Auch von anderen Nutzern wurde Ähnliches berichtet.

Nach Analyse der Verbindungsprotokolle aller Kunden seit Jänner, so Michael Krammer, Chef des "Hot"-Betreibers Ventocom, habe man den A-GPS-Dienst als Ursache identifiziert, wie er gegenüber E-Media erklärt. Dieser solle dazu beigetragen haben, dass manche Kunden mehr 50 Mal pro Tag eine neue Verbindung aufbauten, wobei trotz der Übertragung von nur wenigen Kilobyte jeweils ein MB verrechnet wird. Je nach Tarif kann das zu einer empfindlich teuren Rechnung führen, trägt aber in jedem Fall zu einem sehr schnellen Verbrauch von Freieinheiten bei.

Dient zur Standortbestimmung

A-GPS (Assisted GPS) dient zur groben Positionsbestimmung über das Mobilfunknetz und wird von diversen Apps genutzt, beispielsweise Wetterdiensten. Bei drei Prozent der Kunden soll für die A-GPS-Ortungsanfragen jeweils eine kurze Einwahl per mobiler Breitbandverbindung erfolgt sein, auch wenn sie beispielsweise in einem WLAN waren.

Auftreten soll diese Schwierigkeit ausschließlich auf Android. iPhones und Windows Phones seien hingegen nicht betroffen. Da es unrealistisch erscheint, dass nur ein sehr kleiner Teil der Hot-Kundschaft Smartphones mit dem Google-System verwendet – auch weil über Hofer Android-Smartphones mit beigelegter Hot-SIM-Karte verkauft werden – ist anzunehmen, dass nur einzelne Geräte mit einem bestimmten Chipsatz oder einer bestimmten Version der Software betroffen sind. Genauere Angaben hierzu liefert Krammer allerdings nicht.

Lösung

Betroffene können den unnötigen Verbrauch allerdings stoppen. Dazu müssen, sobald das Handy über ein WLAN online geht, die Standortdienste entweder komplett deaktiviert oder auf "nur Gerät" geschaltet werden. In letzterem Fall können Apps dann ausschließlich auf die Positionsdaten des normalen GPS-Moduls zugreifen und eine A-GPS Abfrage sollte nicht möglich sein.

Ob "Hot" auf die Beschwerden in Zukunft mit einer Verkleinerung des hohen und technisch kaum argumentierbaren Abrechnungstakts reagieren wird, bleibt abzuwarten. (Georg Pichler, derStandard.at, 22.02.2015)

Update, 24.02., 13:30 Uhr: "Hot" hat mittlerweile auf die Kritik an der Datentaktung reagiert und wird diese ab März drastisch senken.