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Teresa Stadlober will zumindest bis 2019 aktiv bleiben. Dann steht die Heim-WM in Seefeld an.

Foto: apa/expa/jfk

Standard: Maria Theurl, die bisher einzige Österreicherin, die im Langlauf eine Medaille gewonnen hat, sagt, dass eine Athletin wie Sie, die schon einmal Sechste im Weltcup war, nicht weit vom Podest weg ist. Wie weit sind Sie weg davon?

Stadlober: Ganz so nahe sehe ich das Podest nicht. Ich habe vor der Saison nicht gedacht, dass ich unter die Top Ten laufen kann. Da war ich schon selber überrascht. Da ich die Trainingsjahre noch nicht so habe, eine junge Athletin und erst das zweite Jahr im Weltcup bin, brauche ich sicher noch einige Jahre, um konstant zu werden, um öfter in die Top Ten zu kommen. Das Ziel ist dann, irgendwann einmal auf dem Podium zu stehen. Man muss sich da heranarbeiten.

Standard: Zweifelt man an seinen Chancen, soweit zu kommen, wenn man sich einige erfolgreiche Läuferinnen ansieht?

Stadlober: Ich will nicht wie eine Marit Björgen aussehen, natürlich. Die ist schon ein spezieller Fall. Aber da habe ich auch gar nicht die Voraussetzungen dazu, weil ich doch eher ein schlanker Typ bin. Ich kann auch nicht so viel Krafttraining machen, dass ich so einen Oberarm krieg. Ich werde so bleiben, wie ich bin, das ist aber nicht unbedingt ein Nachteil, weil - sie muss ihr Gewicht ja auch mitschleppen.

Standard: Führen also mehrere Wege zum Erfolg?

Stadlober: Man sieht das ja auch im Weltcup. Die einen sind ein bisschen fester, es gibt aber auch ganz dünne Frauen, die vorne mitlaufen können, zum Beispiel Therese Johaug oder Heidi Weng. Die sind ziemlich schlank, haben natürlich auch Kraft, machen aber viel mehr über die Ausdauer.

Standard: Sie haben aber vor dieser Saison das Krafttraining forciert. Was bringt mehr Trainingsspaß, Kraft oder Ausdauer?

Stadlober: Ja, ich habe extrem umgestellt, weil an der Kraft hat es mir immer schon gefehlt. In der Jugendzeit habe ich relativ spät damit angefangen, und da ich nicht der Typ bin, der einmal in die Kraftkammer geht und schon aufgeblasen ist, habe ich gewusst, dass da einiges aufzuholen ist. Früher bin ich nicht so gerne in die Kraftkammer gegangen. Aber heuer hat es mir voll getaugt, weil ich weiß, dass da viel drinnen ist. Das motiviert, und man hat schon gesehen, dass etwas weitergeht. Ich weiß auch jetzt, was ich im Sommer zu tun habe.

Standard: Eine Björgen soll auf 1000 Trainingsstunden im Jahr kommen, sie auf 600. Wie groß ist dieser Unterschied tatsächlich?

Stadlober: Ich kann nicht von einem Jahr auf das nächste um 200, 300 Stunden mehr machen. Die 600 Stunden waren jetzt schon die oberste Grenze. Die Norweger wachsen mit solchen Umfängen auf, da trainiert die Jugend schon in diese Bereiche hinein.

Standard: Wie viel Prozent Ihres Lebens, Ihres Denkens, sind dem Langlauf gewidmet?

Stadlober: Viel, sicher 90 Prozent. Wenn man im Ausdauersport tätig ist, stimmt man sein Leben darauf ab. Und nebenbei studiere ich ja auch Jus, das ist auch noch ein kleiner Teil meines Lebens.

Standard: Geht das so nebenbei?

Stadlober: Mein Studium ist so aufgebaut, dass es geht. Ich habe keine Anwesenheitspflicht, ich schaue mir die Vorlesungen im Internet an, die stehen zwei Wochen online. Prüfungen kann ich an Außenstandorten oder auch beim Notar schreiben, wie zuletzt mehrmals in Schladming.

Standard: Interessante Atmosphäre, oder?

Stadlober: Ja, aber nur so geht es eben neben dem Ausdauersport. Ich kann auch nicht alle Prüfungen machen, weil die terminlich gebunden sind. Im Winter habe ich ohnehin nicht den Kopf für das Studium. Das mit der Mindestdauer hat sich erledigt, da bin ich, glaub ich, jetzt schon drüber.

Standard: Sie hatten optimale Voraussetzungen, Ihre Eltern waren beide Spitzensportler. Bekommt man da in früher Jugend auch eine gewisse Einstellung mit?

Stadlober: Nein, aber wir haben schon viel Sport gemacht. Die Eltern haben meinen Bruder Luis und mich viel ausprobieren lassen. Wir waren natürlich Skifahren, haben Schwimmkurse gemacht, und Tennis habe ich auch drei Jahre lang gespielt. Es wurde nie gesagt, dass ich das und das machen muss, es war immer der Spaß im Vordergrund. Kurz vor der Matura habe ich gewusst, dass ich den Langlauf weiter machen will, auch professionell.

Standard: Das wird Ihren Vater gefreut haben. Gibt es auch Zeiten, in denen Sie sich ein wenig von ihm absetzen müssen?

Stadlober: Im Großen und Ganzen passt es gut, weil ich ja weiß, wie er drauf ist, wie er redet. Ab und zu sage ich dann schon: "Papa, es ist gut, jetzt hast du mir das eh schon so oft erklärt."

Standard: Wo sehen Sie sich in zwei Jahren?

Stadlober: Ich hoffe immer noch im Langlauf.

Standard: Besteht die Gefahr, dass Sie die Lust verlieren?

Stadlober: Nein, es soll jedenfalls bis zur Heim-WM 2019 in Seefeld weitergehen. Prognosen darüber hinaus kann man nicht stellen. (Sigi Lützow, DER STANDARD, 21.2.2015)