Wien/Konjic - Von Titos Bunker erfuhr die Öffentlichkeit erst im Jahr 2000. Nach 26 Jahren Bauzeit wurde das 4,6 Milliarden US-Dollar teure Objekat D-0 1979 in Konjic, 60 Kilometer südwestlich von Sarajevo, fertiggestellt. 6500 Quadratmeter, überwiegend unterirdisch, die im Falle eines Atomzwischenfalls während des Kalten Kriegs 350 Mitgliedern der Militärelite Schutz geboten hätten.

Militärische Relikte - man denke an die Gefechtstürme in Wien - scheinen einen gewissen Reiz auf Kulturschaffende auszuüben. Jahre nachdem das Geheimnis um die Existenz von Objekat D-0 gelüftet worden war, besuchte der spätere Biennale-Gründer Edo Hozic den Bau und erkannte in dem inzwischen obsolet gewordenen Bunker einen guten Ort für Kunst.

Um allerdings auch die Militärverwaltung von dieser Idee zu überzeugen, bedurfte es noch des Umwegs über den Europarat und den Präsidenten Bosnien-Herzegowinas, erzählt Hozic bei der Präsentation in Wien. Inzwischen findet im Bunker bereits die dritte Biennale für Gegenwartskunst statt (ab 24. 4.), die nach dem Ort des Geschehens benannte "D-0 ARK Underground" (ARK steht für Atomska ratna komanda, also Atomkriegskommandozentrale).

Weil die Biennale die kulturellen Verbindungen in der Region wiederherstellen will, die mit dem Zerfall Jugoslawiens ebenfalls zerbröselten, gibt es stets zwei Länderpartner: Nach Montenegro und Serbien, Türkei und Kroatien, entsenden diesmal Albanien und Österreich die Kuratoren (Adela Demetja sowie Margarethe Makovec & Anton Lederer, rotor Graz). Leitmotiv ist immer der Kalte Krieg. Mit der Kunst wolle man das Erbe der Vergangenheit in die Gegenwart integrieren, so Lederer. Unter den 24 Teilnehmern sind u. a. G.R.A.M aus Graz sowie Marlene Hausegger, Johanna Kirsch und Ralo Mayer aus Wien. (Anne Katrin Feßler, DER STANDARD, 21.2.2015)