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Stefan Kraft bei seinem Direktflug zu Bronze.

Foto: REUTERS/Kai Pfaffenbach

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Im richtigen Moment plötzlich ganz oben: Rune Velta.

Foto: AP/ Matthias Schrader

Das Eisstockschießen als Ausgleich, oder eher doch das Training auf der Normalschanze von Villach im Vorfeld der WM in Falun haben offensichtlich genützt. Und natürlich der Verzicht auf das Skifliegen in Vikersund. Stefan Kraft, 21 Jahre alt und aus Schwarzach in Pongau, gewann am Samstagabend auf einer von ihm eher verhalten geliebten Normalschanze gleich bei seinem WM-Debüt seine erste Medaille - Bronze. Der Tourneesieger, dessen Stern eigentlich schon vor zwei Jahren mit Rang drei in Bischofshofen aufgegangen, aber danach wieder fast völlig untergegangen war, beglich damit auch eine Rechnung. Vor der letzten WM in Val di Fiemme war er ebenfalls dick da gewesen, glänzte beim Skifliegen in Oberstdorf, flog sich damit aber quasi außer Form und kam dann in Italien zu keinem WM-Einsatz.

In Falun war er schon nach dem ersten Durchgang die letzte österreichische Hoffnung, nachdem sich Gregor Schlierenzauer, der Vizeweltmeister von Val di Fiemme, Michael Hayböck und Thomas Diethart vor den Augen von V-Stil-Erfinder Jan Boklöv in völlig aussichtslose Positionen gesprungen hatten. Kraft kam dagegen bei stabilen Verhältnissen mit einem sauberen Satz auf 95 Meter und also auf Rang zwei, nur 1,7 Punkte hinter dem norwegischen Überraschungsmann Rune Velta, der davor für sich selbst noch nie gesiegt hatte. Der 25-Jährige aus Lommedalen behielt dennoch die Nerven und beerbte mit einem finalen Satz auf 95,5 Meter seinen Landsmann Anders Bardal. Eher unglücklicher Zweiter war der deutsche Mannschaftsolympiasieger und Skiflugweltmeister Severin Freund (26), dem nach dem weitesten Satz des Tages (96,5 m) schließlich nur 0,4 Zähler auf Gold fehlten.

"Es war sicher nicht mehr drinnen"

Kraft brauchte nach finalen 95 Metern nicht zu trauern, auf Silber fehlten doch 4 Punkte. "Eine Medaille zu haben, macht mich sehr glücklich und dankbar. Das ist so geil, dass ich schon auf der kleinen Schanze eine Medaille habe. Das war eine coole Show. Es war sicher nicht mehr drinnen, ich habe voll riskiert." Ohnehin ist der glühende Bayern-Fan und Hobbyfußballer einer, der das Glas eher halbvoll als halbleer zu sehen pflegt. Dazu passt, dass sich sein aus der Schweiz stammender Vater Rene vor der Saison dazu verpflichtet hat, für jeden Podestplatz seines Sohnes ein Glas Whiskey zu sich zu nehmen. Am Samstagabend wurde Nummer elf fällig. Sein Sohn hatte schon vor dem Springen gesagt, dass keine Medaille der Freude über den Tourneesieg gleichkommen könne, schließlich hatte er den auf seiner Heimschanze in Bischofshofen fixiert. Für Velta war die Goldene vermutlich schon der Höhepunkt seiner Karriere, jedenfalls schluchzte der Norweger bei der Siegerehrung völlig haltlos.

Am Sonntag Abend (17 Uhr) versucht Österreichs Mixedteam Silber zu verteidigen, Herrencoach Heinz Kuttin nominierte neben Kraft Michael Hayböck zu den Damen Daniela Iraschko-Stolz und Jacqueline Seifriedsberger. "Er war während der ganzen Saison konstant", begründete Kuttin seine Entscheidung für Hayböck, der am Samstag als zweibester Österreicher direkt vor Schlierenzauer auf Rang 21 gekommen war. (Sigi Lützow aus Falun, derStandard.at, 21.2.2015)

Ergebnisse Normalschanze am Samstag:

1. Rune Velta (NOR) 252,7 (95,5/95,5)
2. Severin Freund (GER) 252,3 (95,5/96,0)
3. Stefan Kraft (AUT) 248,3 (95,0/95,0)
4. Roman Koudelka (CZE) 242,7 (93,5/93,5)
5. Taku Takeuchi (JPN) 241,6 (93,0/93,0)
6. Anders Bardal (NOR) 238,2 (93,0/91,5)
7. Richard Freitag (GER) 233,7 (91,5/90,5)
8. Jan Ziobro (POL) 228,6 (91,5/91,5)
9. Anders Fannemel (NOR) 227,6 (92,0/89,0)
10. Marinus Kraus (GER) 227,1 (90,5/91,0)
weiter:
13. Peter Prevc (SLO) 224,8 (92,0/87,5)
15. Janne Ahonen (FIN) 221,6 (90,5/89,0)
16. Simon Ammann (SUI) 221,5 (88,0/94,5)
17. Kamil Stoch (POL) 220,2 (90,0/89,0)
21. Michael Hayböck (AUT) 216,5 (87,0/90,5)
22. Gregor Schlierenzauer (AUT) 215,9 (89,0/88,5)
27. Thomas Diethart (AUT) 209,5 (88,0/89,5)