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Eine halb fertige Brücke der S35, Brucker Schnellstraße, ist Samstagabend nördlich von Graz auf einer Länge von knapp 100 Metern eingestürzt und auf die darunterliegenden Gleise der ÖBB-Südbahnstrecke gefallen.

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Die Ursache für den Brückeneinsturz liegt derzeit noch im Unklaren.

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Die Züge werden die Stelle für mindestens zwei Wochen nicht passieren können. Die ÖBB setzt im betroffenen Teil der Südbahn ab sofort Ersatzbusse ein.

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Die S35 soll bis Ende nächster Woche wieder befahrbar sein.

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Frohnleiten/Graz – Daran, was passiert wäre, wenn die Brücke wenige Minuten früher eingestürzt wäre, dürfe er "gar nicht denken", sagt Franz Fegelin mit Blick auf das Trümmerfeld um die Murbrücke kopfschüttelnd. Fegelin ist der Leiter der Asfinag Bau Management und hat in der Nacht von Samstag auf Sonntag kaum geschlafen, wie die meisten der Männer der Asfinag und Strabag, die am Sonntag vor Ort sind.

In einem Baucontainer direkt neben der Stelle, wo am Samstag gegen 18.00 Uhr die Murbrücke in Frohnleiten nördlich von Graz auf die Bahngleise gekracht war, informierte man zu Mittag die Medien. Dabei wurde auch bestätigt, dass ein Schnellzug von Salzburg nach Graz nur drei Minuten vor dem Zusammenbruch unter der Brücke durchgefahren war. Am Freitag waren noch 20 Arbeiter auf dem Bauabschnitt zugange. Ein Riesenglück im Unglück, dass niemand verletzt wurde, so Fegelin.

"Unser Haus hat gewackelt"

Bei Tageslicht wurde erst sichtbar, was Anrainer am Abend davor nur ahnen konnten. "Bei uns hat regelrecht das Haus gewackelt", erzählt eine Frau, die nur rund 100 Meter entfernt vom Unglücksort wohnt, dem Standard. Zuerst habe man einen "kurzen Kracher gehört, dann einen unglaublichen Rumpler". Andere Frohnleitner sagen, sie haben den Funkenflug sogar am Hauptplatz der Stadt sehen können.

Sieben Häuser mit insgesamt 20 Personen wurden danach sofort evakuiert, sie durften am Sonntagnachmittag, nachdem ein Kran, der umzustürzen drohte, gesichert war, wieder in ihre Häuser.

Siegfried Wanker, der Vorstand der bauausführenden Strabag-Habau, gab vor Journalisten die nächsten Schritte bekannt: Zuerst werde ein Abbruchkonzept erstellt. Unter anderem muss der abgestürzte Teil der Brücke noch gesichert werden, bevor er entfernt wird, um ein weiteres Abrutschen zu verhindern. Dann hofft man, die S35 bis zum nächsten Wochenende geräumt zu haben. Rund 800 Tonnen Schutt liegen auf den Schienen.

Die Ursache für das Unglück ist noch völlig unklar. Die Staatsanwaltschaft ermittelt jedenfalls bereits wegen fahrlässiger Gemeingefährdung gegen unbekannt.

Lange Bauarbeiten

Es wird länger dauern, bis der Bahnverkehr zwischen Graz und Bruck, ein Teilstück der Strecken zwischen Graz und Salzburg sowie Graz und Wien, wieder aufgenommen werden kann. "Es wäre nicht seriös zu sagen, wann das sein wird", so Wanker. Mit zwei Wochen müsse man mindestens rechnen. Logistisch stellt der Vorfall die ÖBB vor eine Herausforderung, wie ÖBB-Pressesprecher Christoph Posch erzählt.

Rund 10.000 Fahrgäste fahren täglich allein zwischen Graz und Bruck, eine der meistbefahrenen Strecken des Landes. Um sie zu transportieren, müsse man Busse aus der ganzen Steiermark, Kärnten und dem Burgenland holen. Der Güterverkehr sei mit "mehreren Hundert Umleitungskilometern über Ungarn und Slowenien" auch massiv betroffen, so Posch.

ÖBB rechnen mit Millionenschaden

Am Montag gab Posch bekannt, dass die ÖBB mit einem möglicherweise sechsstelligen Euro-Betrag an Schaden - und das täglich. Zusammengerechnet dürfte das Schadensausmaß wegen des Schienenersatzverkehrs bei den Bundesbahnen in die Millionen gehen: "Wir werden uns aber jedenfalls schadlos halten, denn es war ja nicht unsere Schuld", erklärte der ÖBB-Sprecher. Die hohen Kosten für die alternative Beförderung der werktags rund 10.000 Fahrgäste ergibt sich aus der Anmietung von Bussen, Bezahlung von Lenkern, Überstunden, Pönalen wegen Frachtverzögerungen und anderem. (Colette M. Schmidt/APA, DER STANDARD, 23.2.2015)