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In Moskau sind am Samstag zehntausende Menschen gegen den Machtwechsel in der Ukraine vor einem Jahr auf die Straße gegangen.

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Deutschlands Präsident, Joachim Gauck (2. v.r.), Polens Präsident Bronislaw Komorowski (2.v.l.) und EU-Ratspräsident Donald Tusk (r.) stellen am Maidan Kerzen auf.

Foto: REUTERS/Guido Bergmann

Kiew/Moskau - Die Ukraine gedenkt mit einem "Marsch der Würde" der mehr als 100 Toten der prowestlichen Massenproteste auf dem Maidan (Unabhängigkeitsplatz) vor einem Jahr.

Zu dem Gedenken hatte Präsident Petro Poroschenko mehrere Staatschefs anderer Länder eingeladen, unter ihnen Deutschlands Bundespräsident Joachim Gauck.

Zu Beginn der Veranstaltung ging Poroschenko am Sonntag mit den Ehrengästen sowie Tausenden weiteren Teilnehmern an Gedenkstätten für die Opfer vorbei in Richtung Maidan (Unabhängigkeitsplatz). Bundespräsident Heinz Fischer nimmt laut der Wiener Präsidentschaftskanzlei nicht an der Veranstaltung teil.

Viele Teilnehmer schwenkten die ukrainische Nationalflagge, einige trugen Plakate mit der Aufschrift "Wir sind Europa" oder "Ruhm den Helden". Im Zentrum der Millionenstadt waren bei den Protesten gegen den damaligen Präsidenten Viktor Janukowitsch mehr als 100 Menschen getötet worden.

Russen gegen Machtwechsel in Ukraine

In Moskau sind bereits am Samstag zehntausende Menschen gegen den Machtwechsel in der Ukraine vor einem Jahr auf die Straße gegangen. Bis zu 40.000 Unterstützer von Präsident Wladimir Putin zogen durch die russische Hauptstadt, wie die Polizei mitteilte. Viele Demonstranten schwenkten russische Flaggen und trugen das orange-schwarze Sankt-Georgs-Band, das auch die Separatisten in der Ostukraine nutzen.

"Putinismus für immer", stand auf einem Schild, das eine ältere Frau hochhielt. Ein Trupp von Kosaken zeigte ein Plakat mit der Aufschrift "Der Maidan ist eine Krankheit. Wir werden sie behandeln." Auf einem anderen Spruchband stand: "Ami, geh nach Hause - und nimm den Maidan mit."

Mehrere Kundgebungen

Fernsehberichten zufolge gab es ähnliche Kundgebungen auch in anderen russischen Städten. In St. Petersburg gingen nach Polizeiangaben etwa tausend Menschen auf die Straße. Nach Einschätzung von Regierungsgegnern wurden jedoch viele Demonstranten für ihre Teilnahme an den Protestaktionen bezahlt oder mit Bussen zu den Veranstaltungen gekarrt.

In der Anti-Maidan-Bewegung haben sich Biker-Clubs, Kosaken, Sportler und Veteranen der Kriege in Afghanistan und Tschetschenien zusammengeschlossen. Ihr Anführer Nikolai Starikow warnte die prowestliche Opposition am Samstag, auch in Russland einen Umsturz anzuzetteln. "Versucht es erst gar nicht", sagte er im russischen Fernsehen. "Unternehmt keinerlei Versuche, in Russland für Ärger zu sorgen."

Russland hatte nach den Massenprotesten in Kiew und dem Sturz des prorussischen Präsidenten Viktor Janukowitsch die ukrainische Schwarzmeer-Halbinsel Krim annektiert und wird von Kiew und dem Westen beschuldigt, die Aufständischen in der Ostukraine zu unterstützen.

Exil verlassen

Janukowitsch kündigte unterdessen an, er wolle möglichst bald sein Exil in Russland verlassen. "Sobald ich dazu die Möglichkeit habe, werde ich zurückkehren und alles in meiner Macht Stehende tun, um das Leben in der Ukraine zu verbessern", sagte Janukowitsch dem russischen Fernsehsender Pervy Kanal. Der Ex-Staatschef war am 21. Februar 2014 überstürzt aus Kiew geflohen, nachdem zuvor bei Straßenkämpfen auf dem Maidan mehr als hundert Menschen getötet worden waren. "Wenn Gott mich am Leben gelassen hat, ist es vielleicht, weil er mich noch braucht", sagte Janukowitsch.

In Kiew hatten schon am Freitag tausende Ukrainer der Opfer der Maidan-Proteste vor einem Jahr gedacht. Viele verharrten weinend und sich bekreuzigend vor den Fotos der Toten. Höhepunkt war eine zentrale Gedenkfeier auf dem Unabhängigkeitsplatz, an der auch Präsident Petro Poroschenko teilnahm.

Die russische Opposition hat für den 1. März eine Massenkundgebung angekündigt. Zu der Demonstration, die sich unter anderem gegen den Konflikt in der Ostukraine richtet, hat der prominente Kreml-Kritiker Alexej Nawalny aufgerufen. Wahrscheinlich wird er aber nicht selbst daran teilnehmen können, weil er am Donnerstag zu zwei Wochen Haft verurteilt worden war. Das Gericht in Moskau begründete die Entscheidung damit, dass Nawalny eine Versammlung zur Verteilung von Flugblättern mit dem Aufruf zu der Kundgebung am 1. März in einer U-Bahnstation in der Hauptstadt organisiert habe. (APA/Reuters/red, 22.2.2015)