Die Aufstandsbewegung der schiitischen Huthis im Jemen stößt schnell an die Grenze ihrer Möglichkeiten. Nach ihrer Machtergreifung in Sanaa und der Auflösung der politischen Institutionen treten die Rebellen inklusiv auf und sprechen im Namen aller anderen von der Regierung von Präsident Abd Rabbo Mansur Hadi enttäuschten Kräfte. Akzeptiert werden sie aber trotzdem nicht, schon gar nicht im sunnitischen Süden, in dem sich die separatistischen Tendenzen nur noch verstärken.

Hadi entkam am Samstag aus Sanaa nach Aden - oder wurde ziehen gelassen, als Teil einer prinzipiellen Vereinbarung über neue Strukturen, die die Huthis mit der Uno getroffen haben. Das von ihnen aufgelöste Parlament soll wieder in Funktion gesetzt werden, eine zweite neu geschaffene Kammer soll den neuen Realitäten Rechnung tragen. Eine neue Konsensregierung ergibt das noch nicht.

Hadi - der von den Huthis mit der Geschichte erniedrigt wird, dass er in Frauenkleidern aus Sanaa floh - handelt jedenfalls weiter als Präsident. Das bleibt er auch für den Großteil der internationalen Gemeinschaft, die ihre Botschaften in Sanaa geschlossen hat und nicht mit den Huthis interagiert. Vor allem die finanziellen Zuwendungen werden den neuen Herren des arabischen Armenhauses fehlen. Ein Faustpfand haben sie jedoch: Der Jemen ist ein Schlüsselland für den US-Kampf gegen den "war on terror". Und der Feind, Al-Kaida und Konsorten, ist derselbe. (Gudrun Harrer, DER STANDARD, 23.2.2015)