Prag – Unbekannte Täter haben in der nordböhmischen Kurstadt Teplice (Teplitz) zwei Häuser, in deren Erdgeschoß sich arabische Geschäfte befinden, mit tierischem Blut beschmiert. Die Geschäfte grenzen direkt an einen Park, wo arabische Gäste der Kuranstalt Picknicks machen, was zur Folge hat, dass sich Bewohner der Stadt seit Monaten über angeblichen Lärm und angeblich hinterlassene Abfälle beschweren.

Der Zwischenfall ereignete sich bereits Mitte Februar. Erst jetzt bestätigte aber die tschechische Polizei, dass es sich um tierisches Blut handelte, ohne zu präzisieren, von welchem Tier dieses stammte, wie tschechische Medien am Montag berichteten. "Näheres zu der Analyse des Blutes werden wir jetzt nicht spezifizieren, weil dies die Ermittlungen negativ beeinflussen könnte", sagte der Sprecher der Polizei in Teplice, Daniel Vitek. Spekuliert wird, dass es sich um Schweineblut gehandelt haben könnte.

Teplice wird seit einigen Jahren vermehrt von zahlreichen Kurgästen aus arabischen Ländern besucht, was in der örtlichen Bevölkerung immer wieder für Aufregungen und Ängste vor einer "Islamisierung" sorgt. Die Kuranstalten freuen sich über die Gäste, die einen bedeutenden Teil der Klientel darstellen.

Antiislamische Stimmung wächst

Obwohl es kaum Muslime in Tschechien gibt, wächst die antiislamische Stimmung im Land. So sorgte vor einigen Wochen der Chef der populistischen Oppositionspartei "Tagesanbruch der direkten Demokratie", Tomio Okamura, für Aufregung, als er auf seinem Facebook-Account die Tschechen aufforderte, gegen die angebliche Islamisierung "Hunde und Schweinchen als Haustiere zu züchten und mit ihnen Spaziergänge in der Umgebung ihrer Zentren, Moscheen und beliebten Picknickplätze zu unternehmen". Außerdem sollten die Tschechen nicht in Geschäften mit muslimischen Verkäufern einkaufen, so Okamura. "Jeder gekaufte Kebab ist nur ein weiterer Schritt in Richtung Burkas", hieß es weiter in dem Text, den Okamura nach massiver Kritik mittlerweile gelöscht hat.

In Teplice protestierten die Einwohner jüngst auch gegen eine geplante "kuwaitische Kolonie" in einer nahegelegenen Gemeinde. Unmut erregte ein Immobilienprojekt, in dem dutzende Ferienhäuser für die Kurgäste aus der Golfregion vorgesehen sind. Die Proteste in Teplice sowie einige Demonstrationen in Prag gegen eine angebliche "Islamisierungsgefahr" nach den Attentaten in Paris im Jänner waren dann Anlass dafür, dass die Botschafter von 20 muslimischen Ländern in Prag in einer gemeinsamen Erklärung vor der "wachsenden Islamophobie" in Tschechien warnten. Man müsse den "steigenden Trend zu Intoleranz und Hetze gegen Muslime stoppen", forderten die Diplomaten.

Die muslimische Minderheit in Tschechien ist im Vergleich zu den Staaten Westeuropas sehr klein. Laut Statistik leben in dem nördlichen Nachbarland mit 10,5 Einwohnern etwa 11.000 Muslime. Zum Vergleich: In Österreich leben rund 600.000 Muslime. (APA, 23.2.2015)