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Bisher öfter krank als gesund: Dominik Landertinger.

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Biathlon-Cheftrainer Reinhard Gösweiner will keine Schnellschüsse, schon gar nicht am Schießstand.

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Innsbruck/Wien - Bei den Biathleten ist "der Wurm drin", wie es Markus Gandler, seines Zeichens Sportlicher Leiter im ÖSV, ausdrückt. Der Wurm, der steckt freilich nicht in den Langlaufski, sondern in den Köpfen. Österreich hat heuer erst einen Podestplatz in der Staffel geholt, den dritten Rang in Oslo. Im Einzel war bis dato ein zweiter Platz von Simon Eder in Antholz das höchste der Gefühle. "Wir sind beim Laufen bei den Besten dabei, vergeben aber bessere Platzierungen am Schießstand. Wir wissen, wo unsere Probleme liegen", sagt Cheftrainer Reinhard Gösweiner.

Vor der Tür steht die Weltmeisterschaft im finnischen Kontiolahti (3. bis 15. März), viel Zeit für einen Formanstieg bleibt nicht mehr. Hinter Dominik Landertinger, der zuletzt oft und lange krank war und Eder tummeln sich einige Athleten mit wenig Weltcup-Erfahrung. Über Julian Eberhard, Daniel Mesotitsch und Co. sagt Gandler: "Sie nutzen ihre Chancen einfach nicht."

Das Loch nach Sumann

Gösweiner bezeichnet die heurige Saison als Übergangsphase, sprich Jahr eins nach Christoph Sumann. "Sumi ist nicht zu ersetzen, war ein extrem guter Schütze. Seine Topergebnisse gehen uns ab. Dieses Level können die Jungen nicht sofort erreichen." Mit drei Medaillen bei Olympischen Spielen und vier Medaillen bei Weltmeisterschaften ragte Sumann weit heraus. Sein Rücktritt hinterließ ein Leistungsloch.

Langfristig will Gösweiner eine schlagkräftige Mannschaft für die Heim-Weltmeisterschaften 2017 in Hochfilzen sowie für olympischen Spiele im Jahr darauf in Pyeongchang auf die Beine zu stellen. Darum sind ihm Ergebnisse wie ein 12. Platz von Eberhard in Antholz oder ein 18. Platz von Sven Grossegger in Nove Mesto durchaus eine Freude. Für die WM in Finnland wünscht sich der 42-Jährige ein starkes Quartett, das nicht nur in der Staffel aufzeigt, sondern auch im Einzel.

Nach seiner ersten Amtszeit von 2008 bis 2012 wurde Gösweiner heuer bereits zum zweiten Mal von Markus Gandler als Cheftrainer installiert. Dazwischen waltete der Deutsche Remo Krug, dessen Abschied vom ÖSV nicht in bestem Einvernehmen über die Bühne ging. Krug hatte keine schlechte Bilanz als Trainer: zwei Medaillen bei Olympia, zwei Athleten unter den ersten Fünf des Gesamtweltcups, dazu Rang vier in der Nationenwertung. Dennoch wurde Krugs Vertrag von Gandler nicht verlängert. Zu streng, zu wenig Teamplayer soll der Deutsche gewesen sein.

Gemeinsam

Die Frage ist nur, so Gösweiner, wer die Bilanz abgeliefert hat. "Nämlich ein paar wenige Leistungsträger. Jetzt ist einer weggefallen. Wir müssen uns anders aufstellen." Die Biathlon-Sparte im ÖSV wurde neu strukturiert. Gösweiner ist Cheftrainer für Herren, Damen und den Nachwuchs, soll eine einheitlichere Ausbildungslinie vom Nachwuchs bis zu den Profis finden. Mit Landertinger, Mesotitsch, Sumann und Fritz Pinter hatte der Oberösterreicher immer engen Kontakt. Simon Eder sowie Tobias und Julian Eberhard waren vor Jahren noch in einer separaten Trainingsgruppe von Eders Vater Alfred engagiert, was auch zu Differenzen führte.

Diese Zeiten sind vorbei. "Wir trainieren seit zwei Jahren geschlossen. Es ist wichtig, dass man sich innerhalb des Teams pusht." Der Kontakt zu Christoph Sumann besteht fort, auch wenn dieser jetzt die Rennen in der ORF-Kommentatorenkabine verfolgt. "Er hat diesen Weg eingeschlagen. Wir tauschen uns aber regelmäßig aus, eine Trainerkarriere ist aber derzeit kein Thema." (Florian Vetter, DER STANDARD, 24.2.2015)