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C.R.E.A.M.

Foto: APA/EPA/Hassenstein

Doha - Karl-Heinz Rummenigge ist gegen eine Fußball-WM im Winter. "Wenn wir vom Sommer auf November oder Jänner wechseln, wird es unser Geschäft beeinflussen", sagte Bayern Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge kürzlich zur vertrackten Terminsuche. "Diese Kosten können nicht durch die Klubs bezahlt werden. Wir sind nicht bereit, diese zu zahlen", sagte der Münchner in seiner Funktion als Chef der European Club Association (ECA), der Vereinigung der europäischen Topteams.

Wenn sich Vertreter des Weltverbands (Fifa), der Kontinentalverbände, der finanzstärksten Ligen und Klubs am Dienstag in Katar zur Sitzung der Fifa-Termin-Taskforce versammeln, beginnt eigentlich schon das Feilschen um finanzielle Entschädigung der europäischen Spitzenklubs.

Finale am 18. Dezember

Von 18. November bis 18. Dezember 2022 soll das umstrittenste Turnier der WM-Geschichte stattfinden. An diesem Termin gibt es praktisch keine Zweifel mehr, trotz der Alternativvorschläge Jänner/Februar durch die Uefa und Mai durch die ECA, die am Dienstag nochmals präsentiert werden. Die Entscheidung scheint bereits gefallen.

Freilich ist der November im europäischen Fußball die "hohe" Zeit, von den Nationalligen angefangen bis zur Champions League sind finanzrelevante Wettbewerbe voll im Gang. Der Mai-Termin, den die ECA vorschlägt, dient wohl mehr oder weniger als Schattentermin, als Ausgangspunkt für die Kompensationsverhandlungen. Die Topklubs müssen in Opposition zu Fifa-Boss Blatter gehen, um möglichst viel materielle Entschädigung zu kassieren. Teuer wird die Terminverschiebung in den Winter für die Fifa - oder für den Emir - ganz sicher. Die deutsche Bundesliga, die englische Premier League und die spanische Primera División werden sich die Saisonunterbrechung teuer bezahlen lassen. Es wird ein Machtkampf zwischen der Fifa und den Klubs.

Die von Uefa-Chef Michel Platini vorgeschlagene Variante zwischen 22. Jänner und 22. Februar kommt realistischerweise nicht infrage, da die WM mit den Olympischen Winterspielen kollidieren würde. IOC-Boss Thomas Bach soll von IOC-Mitglied Blatter die Zusage haben, dass die WM Olympia aus dem Weg geht.

Schein der Demokratie

Ein anderer Gegner des Wintertermins wurde offenbar elegant beschwichtigt. Der US-Sender Fox, TV-Rechteinhaber für den US-Markt, bekam kürzlich die WM 2026 von der Fifa quasi als Zubrot. In den USA läuft im November/Dezember die Football-Saison auf Hochtouren. Das Sommerloch im US-Sport wäre für den Sender lukrativer.

Schon lange vom Tisch ist der traditionelle Termin im Juni/Juli. Die Fifa-Taskforce stellte nach offizieller Inspektion und langwierigen Analysen fest, die Hitze in Katar sei im Sommer unerträglich. Auch die Fifa hat sich also mit dieser Realität abgefunden, gut vier Jahre nach der WM-Vergabe durch ihr Exekutivkomitee. Dieses Komitee ist jetzt wieder gefordert - es wird, wenn auch in teilweise anderer Besetzung, bei seiner Sitzung am 19./20. März in Zürich den endgültigen Termin für die WM festlegen. Abzuwarten bleibt, wie viele Alternativen die Taskforce am Dienstag dem Gremium zukommen lässt. Wahrscheinlich ist, dass es neben November/Dezember zumindest ein weiterer sein wird. Der Schein einer demokratischen Entscheidung bliebe gewahrt. (APA, red, DER STANDARD. 24.02.2015)