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Ob beim Roten Kreuz Oberösterreich alles im Reinen war, soll nun geprüft werden.

dpa-Zentralbild/Hendrik Schmidt

Linz – Seit geraumer Zeit ist man beim Roten Kreuz in Oberösterreich in höchster Alarmbereitschaft. Doch nicht die Blaulichtfahrten treiben den Puls der Mitarbeiter entsprechend in die Höhe. Der Haussegen hängt innerhalb der größten Rettungsorganisation des Landes wegen angeblicher Malversationen bei der Blutzentrale, die ein Teilbetrieb des Roten Kreuzes (RK) ist, gewaltig schief. Von Verlusten von bis zu 2,6 Millionen Euro allein im Jahr 2014 ist die Rede. Dazu kommen Vorwürfe, dass Geldspenden für die finanziell angeschlagene Blutzentrale herangezogen werden.

Kein Streit, kein Minus

Am Montag ging man jetzt vonseiten des Roten Kreuzes in die Offensive – und dementiert ernste Komplikationen. "Streit im Roten Kreuz? Den gibt es nicht", ist Walter Aichinger, Präsident des oberösterreichischen Roten Kreuzes, um Harmonie bemüht.

Angebliche Millionenverluste dementiert der ÖVP-Landtagsabgeordnete vehement: Die kolportierten 2,6 Millionen Euro stammten aus einer Hochrechnung Mitte 2014. Darüber sei in den Gremien des oberösterreichischen Roten Kreuzes immer informiert worden.

Aichinger: "Maßnahmen sind dort beschlossen worden. Wir haben mit mehreren Instrumenten gegengesteuert. Investitionen, wie zum Beispiel ein 2,5 Millionen Euro teures Qualitätssicherungsprogramm, wurden teilweise zurückgestellt, Abläufe verändert und Pensionierungen oder Karenzierungen nicht nachbesetzt." Das hätte letztlich auch gewirkt, und so betrage der Verlust für das Vorjahr "voraussichtlich 300.000 bis 350.000 Euro". Der Grund dafür sei der seit 2007 rückläufige Verbrauch an Blutkonserven in der Medizin durch den Fortschritt etwa bei Operationsmethoden.

Derzeit würden in Oberösterreich 42.000 Präparate jährlich verbraucht, vor einigen Jahren seien es noch 72.000 gewesen. "Darauf muss man reagieren, aber Qualität und Versorgungssicherheit dürften nicht leiden. Heuer wurde mit den Krankenhäusern eine Preiserhöhung von drei Prozent auf 145 Euro pro 220-Milli liter-Ampulle vereinbart."

Auch in den vergangenen Jahren hätte es Verluste gegeben, die aber grundsätzlich durch Rück lagen gedeckt gewesen seien. Das Budget für 2015 sei ausgeglichen. Die Blutbank habe derzeit 127 Mitarbeiter, das sei knapp unter dem Stand von 2007, und setzte 2013 etwa 22 Millionen Euro um.

Vorwürfe, dass Spenden zweckentfremdet werden, verneint Aichinger: "Kein Cent finanzieller Spenden oder aus Landesmitteln ist in den letzten Jahren in der Blutbank eingesetzt worden."

Die Ruhe vor der Prüfung

Auslöser für den Ärger war der Rückzug des Linzer Vizebürgermeisters Christian Forsterleitner (SPÖ) aus dem siebenköpfigen RK-Präsidium. In einem dem Standard vorliegenden Brief begründet der rote Stadtvize den Rücktritt damit, er habe den Eindruck, dass "Nachfragen und konstruktive Kritik nicht erwünscht sind und ihm jegliches Vertrauen in Aichingers Vorsitzführung und als Präsident fehlt".

Einer – von Oberösterreichs Landeshauptmann Josef Pühringer (VP) initiierten – Rechnungshof-Prüfung sieht man beim Roten Kreuz gelassen entgegen. Seit 15 Jahren werde man jährlich von einem unabhängigen Wirtschaftsprüfer und Steuerberater geprüft und habe immer einen unein geschränkten Betätigungsvermerk erhalten. (DER STANDARD, Markus Rohrhofer, 24.02.2015)