Bild nicht mehr verfügbar.

Edward Snowden (links) und Glenn Greenwald 2013 in Hongkong bei einem ihrer ersten Zusammentreffen. Die beiden stellten sich nun gemeinsam mit Oscar-Gewinnerin Laura Poitras den Reddit-Nutzern

Foto: AP

Edward Snowden, Laura Poitras und Glenn Greenwald haben am Montag an einem sogenannten Reddit-AMA (Ask me Anything) teilgenommen: Nutzer der Plattform konnten den drei NSA-Aufdeckern Fragen stellen, die daraufhin von anderen bewertet wurden. Die Fragen mit den meisten Punkten wurden beantwortet. Zwischendurch gab es eine kurze Panne: Snowdens Account wurde unabsichtlich gesperrt, außerdem konnte der Whisteblower nur eine begrenzte Anzahl von Antworten abschicken. Die Reddit-Moderatoren konnten das aber hastig ausbessern.

Snowden über das Leben in Moskau

"Es war vergangene Woche sogar wärmer als auf der US-Ostküste, was ich nicht erwartet habe. (…) Moskau ist die größte Stadt Europas, was viele Menschen vergessen. Abgesehen von Tokio ist es die größte Stadt, in der ich je gelebt habe. Ich wäre lieber zu Hause, aber Moskau ist sehr wie andere Metropolen."

Snowden über den russischen Geheimdienst

"In vielen Artikeln wird spekuliert und verdächtigt, aber keiner bringt Beweise vor. Sie sind sich einfach nur sicher, dass ich ein russischer Spion bin. Ich verstehe das schon, ich lehrte ja früher Cyber-Gegenspionage. Aber wenn man sich die Zusammenhänge ansieht, macht diese Theorie doch keinen Sinn: Wäre ich ein russischer Agent, wäre ich dann nach Hong Kong gegangen? (…) Warum war ich über einen Monat auf dem Moskauer Flughafen gefangen? Die Antwort ist: Weil ich nicht mit den russischen Behörden kooperieren wollte."

Snowden über Putins Überwachungsmaschinerie

"Es gibt keine Beweise, dass Putin nicht überwachen würde – das Problem besteht aber weltweit. Wir können nicht in einem Land Reformen anstoßen, unsere Hände waschen und zufrieden sei. Wir müssen sicherstellen, dass unserer Rechte in jeder Minute gelten, in der unsere Kommunikation eine Grenze überschreitet. Der einzige Weg, um das im digitalen Bereich zu schaffen, ist eher, Systeme und Standards statt politischen Willensbekundungen einzuführen."

Snowden darüber, was er anders machen würde

"Ich hätte noch früher etwas sagen müssen. (…) Denn dann wären diese Überwachungsprogramme weniger etabliert gewesen, ihre Betreiber hätten sich weniger an diese Macht gewöhnt. Das ist etwas, was wir überall beobachten: Wenn man der Regierung neue Kompetenzen zugesteht, wird es schwieriger, diese wieder zurückzunehmen. (…) Verhindert so etwas in eurem Land!"

Glenn Greenwald über den US-Wahlkampf 2016

"In Washington versuchen die zwei Parteien, unangenehmen Themen zum Verschwinden zu bringen, indem sie gemeinsame Sache machen. Das politisch Interessante an den NSA-Enthüllungen war für mich, dass sich Bruchlinien in beiden Parteien zeigten. Auch von Rechts kam große Unterstützung (…) ein Gesetzesvorschlag zur Eindämmung der Vorratsdatenspeicherung kam sowohl von einem Mitglied der Tea Party als auch von einem der liberalsten Demokraten. (…) Insgesamt ist es eher ein Kampf zwischen der Polit-Elite und Aktivisten."

Laura Poitras über ihre persönliche Überwachung bei Flügen

"Glücklicherweise hat die Sonderbehandlung aufgehört. (…) Nachdem meine Erfahrungen öffentlich wurden (Glenn schrieb 2012 einen Artikel darüber), haben die Schikanen aufgehört. Allerdings gibt es noch zahllose andere Menschen, bei denen das Prozedere nach wie vor besteht."

Über den Witz von Oscar-Moderator Neil Patrick Harris, der meinte, Snowden könne "for some treason" (aus irgendeinem Verrat, Wortspiel mit reason/Grund) nicht hier sein

Snowden: "Um ehrlich zu sein, habe ich darüber gelacht. Ich glaube, es war kein politisches Statement, aber selbst wenn, wäre das okay. Wenn man nicht bereit ist, beleidigt zu werden, weil man seinem Land hilft, dann ist einem das nicht wichtig genug."

Greenwald: "Es war ein schlechtes Wortspiel von einem Typen, der gerade nur in seiner Unterhose auf der Bühne herumgelaufen war. Also habe ich nicht darüber nachgedacht. (…) Später hat mich ein BuzzFeed-Reporter auf den Witz angesprochen. Ich habe gelacht, gesagt es ist ein nettes Wortspiel und wollte keine große Sache daraus machen. Dann habe ich aber noch hinzugefügt, dass es schon dumm und unverantwortlich ist, vor einer Milliarde jemanden mit Landesverrat zu beschuldigen, wenn dieser noch nicht einmal angeklagt, geschweige denn verurteilt ist." (fsc, derStandard.at, 24.2.2015)