Den gelernten Österreicher können die Zahlen eigentlich nicht überraschen. Die Sanierung des Finanzministeriums hat statt der geplanten 70 Millionen mehr als 135 Millionen Euro gekostet. Inklusive aller Nebengeräusche waren es sogar 206 Millionen.

Das Projekt, das über die Schreibtische von Karl-Heinz Grasser, Wilhelm Molterer, Josef Pröll, Maria Fekter und Michael Spindelegger ging, reiht sich somit nahtlos in die lange Liste von Kostenexplosionen und Bauverzögerungen im staatlichen oder teilstaatlichen Bereich ein. Das war beim Skylink-Terminal am Wiener Flughafen so, das ist beim neuen Krankenhaus Wien Nord so. Das ist bei diversen Tunneln, die quer durch Österreich gegraben werden, so.

Muss man das als Steuerzahler einfach schlucken? Keineswegs. Jede einzelne Fehlkalkulation ist ein Skandal. Liest man den Bericht des Rechnungshofes aufmerksam durch, drängt sich im Fall des Finanzministeriums sogar der Verdacht auf, man wollte die Bürger ganz bewusst in die Irre führen. Eine Valorisierung der Kosten wurde unterlassen – ganz so, als ob Inflation und steigende Löhne bei den involvierten Baufirmen abgeschafft wären.

Argumentiert wird, dass man derartige Entwicklungen schwer prognostizieren könne. Wahrscheinlicher ist: Bei einer ehrlichen Kostenschätzung wäre die Frage gestellt worden, ob man wirklich 200 Millionen für eine neue Residenz des Finanzministers ausgeben muss. (Günther Oswald, DER STANDARD, 25.2.2015)