Willie Soon ließ sich für seine Skepsis bezahlen.

Foto: Youtube / Heartland Institute

Er war bis vor kurzem einer der wissenschaftlichen Stars der Klimawandelskeptiker: Willie Soon hatte 2003 nicht nur mit zwei Artikeln in angesehenen Fachjournalen die aktuelle Erderwärmung im Vergleich zu anderen historischen Klimaveränderungen durch die Sonne als unbedeutend eingestuft. Der aus Malaysia stammende Forscher arbeitete zudem seit mehr als zwanzig Jahren an einer der renommierteren Adressen der Wissenschaftswelt: am Harvard-Smithsonian Center for Astrophysics, das von der Harvard Universität und der Smithsonian Institution finanziert wird.

Soon hatte zwar "nur" ein Doktorat als Raumfahrtingenieur und war bei der Smithsonian Institution nur als Teilzeitkraft angestellt. Die Republikaner griffen die Behauptungen des "Astrophysikers von der Harvard Universität" dennoch dankend auf: George W. Bush zog sie als vermeintlichen Beweis dafür heran, dass Klimaschutz unnötig sei. Als Soon 2007 in einem wissenschaftlichen Fachartikel nachlegte, dass Eisbären nicht vom Klimawandel bedroht seien, forderte die Republikanerin Sarah Palin prompt, Eisbären von der Liste der geschützten Tierarten zu nehmen.

Doch 2011 wurden dann erstmals starke Zweifel an der wissenschaftlichen Integrität des heute 48-jährigen Klimawandelzweiflers laut: Die Umweltschutzorganisation Greenpeace konnte nachweisen, dass Soon über einen Zeitraum von zehn Jahren mehr als eine Million US-Dollar aus Industrie- und Lobbykreisen erhalten hat - darunter waren Energiekonzerne ebenso wie eine Stiftung des Milliardärs Charles Koch. Soon gestand damals zwar, Zahlungen erhalten zu haben, bestritt aber, dadurch beeinflusst worden zu sein.

Neue Dokumente belegen nun, dass der Astrophysiker beinahe seine gesamten Forschungen fast ausschließlich durch Unternehmen der Energiebranche finanziert hat. Vor allem aber soll er diese Finanzierung in seinen Artikeln nicht öffentlich gemacht haben, was laut Offenlegungspflicht vorgeschrieben gewesen wäre. Zudem hat er 2005 angeblich mehr als 400.000 US-Dollar vom Kohlekonzern Southern Co. genommen und sich verpflichtet, dafür Forschungen über den Einfluss der Sonne auf den Klimawandel zu publizieren.

All das ist nun Gegenstand einer internen Untersuchung der Smithsonian Institution. Der Fall des Willie Soon geht aber weit über die renommierte US-Forschungseinrichtung hinaus: Er wirft ein Schlaglicht auf das Problem, dass immer mehr Forschung mit Drittmitteln aus der Industrie finanziert und beeinflussbar ist. Damit bewegt sich solche Forschung mitunter auf sehr dünnem Eis. Im Fall von Willie Soon ist es eingebrochen. (Klaus Taschwer, DER STANDARD, 25.2.2015)