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Eddie Ray Routh wurde zu lebenslanger Haft verurteilt.

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Chris Kyle hat etwa 160 Feinde erschossen.

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Washington - Ein US-Kriegsveteran ist wegen Mordes an dem durch den Film "American Sniper" bekannten Scharfschützen Chris Kyle zu lebenslanger Haft verurteilt worden. Ein Gericht im Bundesstaat Texas sah es am Dienstag (Ortszeit) als erwiesen an, dass Eddie Ray Routh vor zwei Jahren Kyle und einen Freund des Ex-Elitesoldaten erschoss. Die Verteidigung hatte vergeblich auf Unzurechnungsfähigkeit plädiert.

Nach nicht einmal dreistündigen Beratungen fällten die zwölf Geschworenen am Gericht der texanischen Kleinstadt Stephenville einstimmig ihr Urteil. Routh hat ihm zufolge keine Aussicht auf eine vorzeitige Entlassung aus dem Gefängnis. Eine Todesstrafe hatte die Anklage im Vorfeld ausgeschlossen.

Kyle tötete 160 Menschen

Kyle war ein hochdekorierter Scharfschütze der US-Armee und zwischen 1999 und 2009 an vier Missionen im Irak beteiligt, offiziellen Angaben zufolge tötete der Angehörige der Eliteeinheit Navy Seal dabei insgesamt 160 Menschen. Sein Buch "American Sniper" über seine Kriegserfahrungen war Vorlage für den gleichnamigen Film, der derzeit ein Kassenerfolg in den US-Kinos ist und diese Woche auch in Österreich anläuft.

Routh hatte Kyle und dessen Freund Chad Littlefield an einem Schießstand in Texas getötet. Nach Angaben der "Washington Post" litt er nach Einsätzen im Irak und dem Erdbebengebiet von Haiti an einer posttraumatischen Belastungsstörung und war bis eine Woche vor der Tat in psychischer Behandlung. Seine Mutter selbst hatte demnach Kyle gebeten, sich um ihren Sohn zu kümmern - der "American Sniper" stand der Stiftung Fitco Cares nahe, die ehemaligen Soldaten mit posttraumatischen Störungen hilft.

Mit eigener Pistole getötet

Kyle und Littlefield holten Routh am Tag der Tat in Kyles Kleinlaster ab und fuhren mit ihm zum Schießstand, um dem gemeinsamen Hobby nachzugehen und ihre Hilfe anzubieten. Routh tötete den zweifachen Vater Kyle mit sechs Schüssen aus dessen eigener Pistole und Littlefield mit sieben Schüssen, flüchtete dann in dem Kleinlaster und wurde später bei seiner Schwester festgenommen.

Den beiden Opfern wurde offenbar schon auf der Fahrt zum Schießstand klar, dass etwas nicht in Ordnung war. "Dieser Typ ist total verrückt", schrieb Kyle in einer SMS-Botschaft an seinen Freund, dieser antwortete: "Er sitzt direkt hinter mir, pass' auf meinen Rücken auf." Laut Rouths Verteidigung litt ihr Mandant unter einer Psychose. Bei seinem Geständnis soll er gesagt haben, dass "Leute seine Seele aussaugen und er die Schweine riechen konnte".

Nach Auffassung der Anklage hatte Routh vor allem Drogen- und Alkoholprobleme, war aber trotz seiner geistigen Verwirrung durchaus in der Lage, "zwischen Gut und Böse" zu unterscheiden. Dieser Auffassung folgten auch die Geschworenen. Littlefields Mutter begrüße in einer kurzen Erklärung das Urteil.

Antrag der Verteidigung abgelehnt

Die Verteidigung hatte im Vorfeld des zweiwöchigen Prozesses Zweifel daran geäußert, dass Routh angesichts des Kinoerfolgs von "American Sniper" und der weitverbreiteten Verehrung Kyles als Held ein fairer Prozess erwartet. Richter Jason Cashon lehnte ihren Antrag aber ab, das Verfahren zu verlegen und auf einen späteren Zeitpunkt zu verschieben, wenn die Erinnerung an den Film verblasst ist.

In den USA ist die Meinung über "American Sniper" durchaus geteilt: Während US-Präsidentengattin Michelle Obama den Film verteidigte, monierten Kritiker, er glorifiziere einen Soldaten mit einer äußerst schlichten Weltsicht: In seiner Biografie beschreibt Kyle die Iraker unter anderem als "Wilde". Der Film von Regisseur Clint Eastwood wurde ungeachtet der Kritik sechs Mal für den Oscar nominiert. Letztlich erhielt er am vergangenen Wochenende aber lediglich die Trophäe für den besten Tonschnitt. (APA, 25.2.2015)