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"Ich glaube schon, dass manche großartigen Marken zerstört wurden. Atari ist eine davon. Ich hoffe, Sega widerfährt nicht das gleiche Schicksal."

Foto: REUTERS/Kim Kyung-Hoon

Segas goldene Zeiten sind schon lange vorbei. Der einstige Spielkonsolenhersteller ist heute nach zahlreichen Fehlschlägen und ebenso vielen Einsparungsmaßnahmen nur noch ein Schatten seiner selbst. Das ehemalige Aushängeschild "Sonic" hat seine Ausstrahlung verloren.

Laut dem ehemaligen Sega-of-America-CEO Tom Kalinske hätte es jedoch nicht so weit kommen müssen. Der Markenexperte hatte bis 1996 in der Blütezeit bei dem Unternehmen gearbeitet und dabei geholfen, Sega groß zu machen. Den Absturz des Konzerns schreibt er nicht der Stärke der Konkurrenz rund um Sony und Nintendo, sondern dem Versagen der Führungsriege zu. "Es war nicht unvermeidbar. Man hätte das alles verhindern können, wenn man vor 20 Jahren die richtigen Entscheidungen getroffen hätte", sagte Kalinske der Seite "Games Industry". "Aber es scheint so, als würden sie nun seit 20 Jahren die falschen Entscheidungen treffen."

"Dummheit"

Kalinske, der im Zuge seiner Karriere für Firmen wie Mattel und Universal Matchbox arbeitete und dabei Marken wie Barbie, Hot Wheels und Masters of the Universe groß machte und später mit aggressivem Marketing dem Sega Mega Drive zum Erfolg verhalf, ist davon überzeugt, dass sich einmal etablierte Marken nur sehr schwer ruinieren lassen. "Man muss wirklich viele Fehler machen, um eine starke Marke umzubringen", erklärt der heutige Chairman von Leapfrog, dem größten Produzenten von Lernspielzeug.

Das Einzige, was große Marken umbringen könne, sei "Dummheit". Das sei auch der Grund, weshalb manche Brands schlussendlich doch eingegangen sind. "Ich glaube schon, dass manche großartigen Marken zerstört wurden. Atari ist eine davon. Ich hoffe, Sega widerfährt nicht das gleiche Schicksal."

Anfang Februar gab Sega bekannt, sich künftig immer weiter aus dem Konsolenspielmarkt zurückziehen zu wollen und sich stattdessen auf Mobile- und Web-Games zu konzentrieren. Das letzte Sonic-Game für Konsole und PC floppte unterdessen.

Tom Kalinske in seinem DICE-2015-Vortrag über seine Marketingkarriere und warum Experten niemals recht haben.
Variety

Wie es bergab ging

Dass Kalinske bei Sega aufgehört hat, führt er auf ein Schlüsselerlebnis zurück. Damals habe er mit führenden Sony-Managern eine Strategie für eine gemeinsame Konsole ausgearbeitet. Alle Parteien schienen überzeugt davon zu sein, mit geteilten Kosten und geteiltem Risiko das beste Rezept für einen weiteren Erfolg zu haben. "Wir sind zu Sony gegangen, und sie haben zugestimmt. Ob wir es nun Sega-Sony oder Sony-Sega nennen würden, wen kümmert das?", erinnert sich Kalinske.

"Wir haben es dann bei Sega (Japan) vorgeschlagen, und der Vorstand hat es abgelehnt. Aus meiner Sicht war das die dümmste Entscheidung, die jemals in der Geschichte von Geschäftsentscheidungen getroffen wurde. Und von diesem Moment an hatte ich nicht mehr das Gefühl, dass sie in Japan dazu imstande sind, noch die richtigen Entscheidungen zu treffen." (Zsolt Wilhelm, derStandard.at, 25.2.2015)