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Als die Fifa am 2. Dezember 2010 die WM 2022 vergab, war die Freude in Katar groß. Das Emirat will mit Sportevents sein Image polieren.

Foto: REUTERS/Fadi Al-Assaad

Doha - Die Fifa lässt im Streit um die Fußball-WM 2022 in Katar die Muskeln spielen. Nach der empfohlenen Verlegung der Endrunde in den November und Dezember trat der Weltverband nur einen Tag später den Hoffnungen europäischer Klubs auf Schadenersatz entgegen. "Es wird keine Entschädigung für die Vereine geben, es sind ja noch sieben Jahre Zeit für die Organisation", sagte Fifa-Generalsekretär Jérôme Valcke in Doha. Er verwies auf die Abstellgebühren der Fifa an die Klubs. Valcke über die Verschiebung: "Es passiert einmal, wir zerstören aber nicht den Fußball."

Den europäischen Top-Klubs dürften die Aussagen nicht gefallen. Bayern Münchens Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge hatte gesagt, er erwarte "die Bereitschaft, den Schaden für die Klubs zu kompensieren". Es ist davon auszugehen, dass diese Bereitschaft früher oder später an den Tag gelegt wird, wenn schon nicht von der Fifa, so vom veranstaltenden und alles andere denn am Hungertuch nagenden Emirat. Nicht zuletzt Bayern München, aber das nur nebenbei, hat sich heuer zum fünften Mal en suite mit einem Trainingslager in Doha aufs Frühjahr vorbereitet.

Europas Ligen und Top-Vereine befürchten, dass das Merchandising, wenn der Spielbetrieb eingestellt ist, just zum Weihnachtsgeschäft einbricht. Zudem drohen Einbußen am Pay-TV-Sektor und zurückhaltende Sponsoren.

"Breite Basis finden"

Reinhard Rauball, Präsident der deutschen Liga und Borussia Dortmunds, sagte, er sei "ganz eindeutig bei Karl-Heinz Rummenigge, dass die Fifa verpflichtet ist, Kompensationszahlungen gegenüber Ligen mit erkennbaren Nachteilen zu zahlen". Das strikte Nein von Fifa-Generalsekretär Valcke zu Schadenersatzzahlungen bezeichnete Rauball als Unding. "Den lapidaren Satz, dass das nicht infrage kommt, kann man nicht akzeptieren." Rauball erwartet einen langen Kampf mit der Fifa und hat dafür schon konkrete Pläne. "Man muss gucken, dass man eine breite Basis in Europa findet, mit anderen Ländern, die betroffen sind."

Präsident Frédéric Thiriez von der Vereinigung der Europäischen Profiligen (EPFL) bezeichnete die bevorstehende Verschiebung der WM als "Worst Case". "Man kann sich vorstellen, was in Frankreich, Deutschland, Spanien und Italien passiert. Wir unterbrechen den Ligabetrieb Anfang November, nach 13 oder 14 Spieltagen, und beginnen wieder zwei Monate später. In der Zeit werden viele Profis nicht spielen, die Klubs haben nicht mehr so hohe Einnahmen, und die Fans und TV-Sender sind wütend."

Ein Verlierer ist auch der Wintersport, der viel an Aufmerksamkeit verlieren wird. In Deutschland üben große Wintersportverbände bereits offen Kritik am deutschen IOC-Präsidenten Thomas Bach, der die Verschiebung in den Winter begrüßt hatte, weil so eine Terminkollision der WM mit den Winterspielen im Februar 2022 vermieden werde. (sid, fri, DER STANDARD, 26.2.2015)