Wir leben in einer Stadt, wo es dem Anschein nach sehr viele leerstehende Erdgeschoßlokale gibt, die nur darauf warten, von kreativen, möglichst jungen und umtriebigen Menschen bespielt zu werden. Der öffentliche Diskurs rund um die leerstehende EG-Zone ist ein vielfältiger, die Lage sehr komplex. Bei näherem Hinsehen zeigt sich, dass viele vermeintlich leerstehende Räume schon vermietet sind oder als Lager genutzt werden. Lokale, die teilweise schon lange bestehen, sind oft aufgrund von feuchten Wänden bzw. nicht vorhandener Sanierungsbereitschaft seitens der Eigentümer nicht vermietbar oder einfach überteuert. Niemand kann zur Vermietung oder Sanierung gezwungen werden, und es ist auch nicht möglich, von jemandem zu verlangen, die Schaufenster seines Lagers lustig zu gestalten. Egal, wie oft und wie laut wir artikulieren, dass eine bunte und lebendige Stadt vor allem eine belebte EG-Zone braucht.

Mit gutem Beispiel!

Vertrauen durch Erfahrung in Zwischennutzungsprojekten aufzubauen, trägt zur lebendigen Erdgeschoß-Zone bei. Aus meiner Arbeit und Erfahrung mit der Bespielung leerstehender EG-Lokale kann ich nur auf das Vertrauen schwören. Jedes Mal, wenn wir es geschafft haben, intensiven persönlichen Kontakt mit HauseigentümerInnen und NutzerInnen aufzubauen, gelang es auch Räumlichkeiten zu bekommen. Die unterschiedlichen GB*-Projekte, die in den letzten Jahren in diesem Bereich entstanden sind, dienen vor allem dazu, alternative Konzepte zu entwickeln und Projekte auszuprobieren, die "sanft" aber nachhaltig leerstehende Räume beleben und damit eine Veränderung bringen. Um mit gutem Beispiel voranzugehen, haben wir vor drei Jahren begonnen, unsere GB*-Außenstelle in der Lazarettgasse zu öffnen und für verschiedene gemeinnützige Verwendungen zur Verfügung zu stellen. Unser Lokal dient als Ausstellungsraum für kreative Projekte, ist Treffpunkt und bietet Raum für Workshops, in denen neue Ideen für den und im Stadtteil entwickelt werden.

Die Außenstelle ist damit auch Teil unserer Initiative "Stadtteilpartnerschaften", die zwischen Menschen vermittelt, die einen Raum zur Verfügung stellen können bzw. jenen, die einen Raum benötigen - sei es für Ausstellungen, zum Arbeiten, Werken etc. Immer wieder gibt es in Lokalen von Gewerbetreibenden, Dienstleistungsbetrieben, Gastronomen, Vereinen und Institutionen Räume, die nicht genutzt werden und deren Schaufenster leer und trist wirken. Diese bestehenden Raumressourcen können für BewohnerInnen oder Gruppen im Stadtteil von hohem Wert sein. Denn gerade für BewohnerInnen-Initiativen ist es wichtig, mit ihren Anliegen, Angeboten oder Ideen nach Außen zu treten um öffentlich sichtbar zu sein. RaumanbieterInnen und NutzerInnen können Interessen verknüpfen, Netzwerke und Kooperationen bilden und Ideen verwirklichen. Und nicht nur im 9., 17. und 18. Bezirk gibt es solche Initiativen, sondern überall in der Stadt.

Im benachbarten 16. Bezirk gibt es seit letztem Jahr ein Ecklokal in der Herbststraße 15, das von BewohnerInnen genutzt werden kann, die in der Umgebung wohnen. Damit werden Menschen vor Ort unterstützt und gestärkt. Derzeit finden dort Näh-, Deutsch- und Kochkurse statt. Zusätzlich bietet die GB*7/8/16 kostenlose Mietrechtsberatung vor Ort an. Das Lokal beherbergt auch den ersten nachbarschaftlichen Leihladen – Leila – Wiens. All das wertvolle Wissen der Alltagskultur wird hier in einem Wissensspeicher, einer Art "Nachbarschaftsmöbel" analog bereitgestellt.

Stadtteilpartnerschaften

In anderen Gebietsbetreuungen laufen derzeit Projekte, die ebenfalls an die Stadtteilpartnerschaften anknüpfen – zum Beispiel das Projekt Raum/Teiler im 2. und 20. Bezirk und die Initiative Raumpartner im 6., 14. und 15. Bezirk.

Egal, ob du Platz hast oder einen Platz für deine Idee suchst und somit etwas für deine Nachbarschaft tun möchtest, du kannst dich bei der zuständigen Gebietsbetreuung Stadterneuerung melden und aktiv im Stadtteil werden. Denn eine lebendige Stadt braucht eine belebte EG Zone und das können wir nur gemeinsam schaffen. Machen wir die Stadt! (Amila Širbegović, daStandard.at, 26.2.2015)