Maier unterrichtet Non-Profit-Management an der WU Wien.

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Graz/Wien/Klagenfurt - "Nagelt doch den Pudding an die Wand!" ist der Titel einer Tagung über Nachhaltigkeit in der Kinder- und Jugendhilfe, zu der das SOS Kinderdorf am Donnerstag im steirischen Gleisdorf und am Freitag - hier in Kooperation mit der Diakonie - in Klagenfurt lädt. Der Titel lässt es schon erahnen: Hier sollen echte Probleme der Jugendwohlfahrt angesprochen werden, die man lösen muss, um längerfristig erfolgreich zu sein. Welche Bedingungen braucht es, um aus einer problematischen, oder sogar traumatischen Kindheit ein glückliches Leben zu machen? Oder interessiert das Glück der kleinen Menschen überhaupt jemanden?

Florentine Maier von der Wiener Wirtschaftsuniversität, eine der Referentinnen der Tagung, hinterfragt genau das. Denn schon seit den 1980ern, in Österreich seit den 1990ern, sei eine zunehmende Ökonomisierung der Jugend- und Sozialarbeit passiert. Es gibt zwei Sichtweisen: "Eine restriktiv-ökonomische", wo Sparzwang und Kostendruck den Ton angeben, und eine "expansiv-ökonomische", wo es um Wertschöpfung durch sogenannte "soziale Investitionen" gehe. Kurz: Ein Kind, das später nicht auf die schiefe Bahn gerät, kostet den Staat weniger und kann ins herrschende Wirtschaftssystem eingepasst werden.

Menschliche Verluste

"Man kann natürlich alles ökonomisieren", so Maier im Gespräch mit dem Standard, "aber das geht nur mit menschlichen Verlusten". Aber was ist die Alternative? "Der Politik muss klar gemacht werden: Soziale Arbeit ist wichtig für den Erhalt der Demokratie", sagt Maier.

Das Rad neu erfinden müsste man nicht. "Es braucht eine Rückbesinnung auf die humanistischen Werte, dass der Mensch in seiner Würde unantastbar ist und ein Recht auf Glück hat", so Maier, "das sind Werte der Aufklärung und alte europäische Geisteswerte." In der "Kreisky-Ära gab es eine Demokratisierung aller Lebensbereiche, wo man versuchte, genau solche Werte umzusetzen".

Finanzkrise hatte "auch ihr Gutes"

"Die Finanzkrise 2008 hat auch ihr Gutes gehabt", so Maier, die Non-Profit-Management lehrt, denn nach neuen Sparzwängen und mehr Burnout-Fällen bei Sozialarbeitern, wurde "viel Denk- und Diskursarbeit geleistet". Nun gilt es, die umzusetzen. Dafür soll auch die Tagung Anstoß sein. (Colette M. Schmidt, DER STANDARD, 26.2.2015)