In seiner Bestimmung des Charakters des österreichischen Herrschaftssystems 1933-1938 greift Gerhard Botz die von ihm vor mehr als 30 Jahren verwendeten Begriffe "autoritär, nur halbfaschistische Diktatur" auf. Weder diese Begriffe noch die Anwendung der Typologie eines Stanley Payne auf das austrofaschistische Herrschaftssystem sind empirisch untermauert.

Botz, der selbst nur sehr selektiv über den Austrofaschismus gearbeitet hat, setzt empirisch fundierte Analysen mit Provinzialität gleich. Sind die Arbeiten beispielsweise der bekannten Faschismusforscher Schieder oder Bracher zum italienischen Faschismus bzw. zum deutschen Nationalsozialismus provinziell?

Botz führt nicht aus, was er mit seinem Plädoyer für einen Anschluss an transnationale Diskurse meint. Ungeachtet dessen können solche Diskurse empirisch untermauerte Analysen der Ausprägungen von Faschismen nicht ersetzen. Es bedarf beider.

Er verweist im Beitrag auf meine Monografie zum Austrofaschismus. Hätte er sie auch gelesen, so wäre ihm meine Begründung dafür, wann der Begriff Austrofaschismus als Charakterisierung des Herrschaftssystems 1933-1938 angemessen ist, nicht entgangen: nämlich dann, wenn sowohl dessen Ziele, Strukturen und Inhalte sowie dessen Einbettung in internationale Entwicklungen und vor allem die Ähnlichkeiten mit dem italienischen Faschismus berücksichtigt werden. (Emmerich Tálos, DER STANDARD, 26.2.2015)