Wien – Bis zu 20 Prozent aller Kinder und Jugendlichen werden während ihres Heranwachsens Opfer von sexuellen Übergriffen oder gar sexuellem Missbrauch. Da Sport in Vereinen für den Nachwuchs oft wichtiger Bestandteil ihres Lebens ist, will eine Konferenz in Wien für das Thema sensibilisieren, erklärte Sportunionspräsident Hartwig Löger am Donnerstag bei einem Pressegespräch.

Acht Verbände aus sechs Ländern

Bei der Konferenz, die am Freitag abgeschlossen wird, werden Ergebnisse des Projektes "Sport respects your rights" vorgestellt. Dabei haben in den vergangenen zwei Jahren unter der Führung der Sportunion Jugendliche aus acht Verbänden und sechs Nationen in ihrem Vereinsumfeld das Thema Jugendschutz aufbereitet und in gemeinsamer Arbeit Maßnahmen entwickelt. "Wir setzen hier ganz stark auf die Zusammenarbeit mit den Jugendlichen selbst", sagte Familienministerin Sophie Karmasin (ÖVP). Neben körperlicher Gewalt sollen auch psychische und verbale Gewalt thematisiert werden.

Das Projekt hat mit der Skifahrerin Marlies Schild auch eine prominente Unterstützerin. "Der Leistungssport heutzutage lässt wenig Raum, Kind oder Jugendlicher zu sein. Er ist eine eigene Welt, in der die Einzelnen besonderen Schutz benötigen", sagte die ehemalige Spitzensportlerin. Sie selbst habe sich im Sportverein und im Skiverband allerdings "immer gut aufgehoben gefühlt".

Keine Zahlen

Tatsächlich gibt es keine Daten darüber, ob und wie häufig es in EU-Ländern in Sport-Vereinen zu sexuellen Übergriffen kommt. "Es gibt keine Zahlen", sagte Bettina Rulofs, Professorin der Sporthochschule Köln und federführend an dem Projekt beteiligt. Ergebnisse einer ersten Untersuchung in Deutschland sollten in etwa drei Jahren vorliegen. Grund für diesen Graubereich sei, dass der Sport viele Jahre hindurch das Problem "proaktiv weggedrückt" hat.

Um sexuelle Übergriffe zu vermeiden, sollten vor allem die Trainer für das Thema sensibilisiert werden. Rulofs plädierte auch dafür - nach englischem Vorbild - einen eigenen Sicherheitsbeauftragten in den Vereinen zu etablieren, an den sich Eltern wenden können. Einen "generellen Verdacht" lehnten die Experten ab: Wenn sich junge Fußballer aus Freude über ein Tor umarmen, werden wir nicht sagen, "das dürft ihr nicht", sagte Löger. (APA, 26.02.2015)