Istanbul - Im Fall des ermordeten Journalisten Hrant Dink in der Türkei ist ein früherer Chef des Polizeigeheimdienstes festgenommen worden. Die Festnahme von Ramazan Akyürek in Ankara sei am Donnerstag auf Anordnung der Istanbuler Staatsanwaltschaft erfolgt, berichtete die Nachrichtenagentur Anadolu. Akyürek leitete den Polizeigeheimdienst zwischen 2006 und 2009, in diese Zeit fiel auch der Mord an Dink.

Im Zuge der von der islamisch-konservativen Regierung betriebenen Kampagne gegen die angebliche Unterwanderung des Polizei- und Justizapparats durch mutmaßliche Anhänger des Imams Fethullah Gülen war er aus dem Polizeidienst entlassen worden. Akyürek wird vorgeworfen, den Mord an Dink im Jahr 2007 trotz Informationen über einen drohenden Anschlag nicht verhindert zu haben. Bei einem Verhör im vergangenen Oktober hatte Akyürek bestritten, Kenntnis von den Informationen gehabt zu haben.

Der armenischstämmige Dink war 2007 am helllichten Tag vor der Redaktion der Zeitung "Agos" von dem 17-jährigen Ultranationalisten Ogün Samast erschossen worden. Der Chefredakteur hatte sich für die Versöhnung von Türken und Armeniern eingesetzt. Weil er die Massaker an den Armeniern während des Ersten Weltkriegs als Völkermord bezeichnete, zog er den Zorn türkischer Nationalisten auf sich. Der arbeitslose Jugendliche Samast gestand den Mord und wurde 2011 zu 23 Jahren Haft verurteilt.

Der Mord an dem Journalisten löste in der Türkei große Empörung aus. Sie wuchs weiter an, als bekannt wurde, dass die Sicherheitsdienste über die Verschwörung zur Ermordung Dinks wussten, aber nichts zu seinem Schutz unternahmen. Das Oberste Gericht urteilte im vergangenen Juli, dass die Ermittlungen zu dem Fall fehlerhaft waren und ebnete so den Weg für eine Wiederaufnahme des Verfahrens. (APA, 26.2.2015)