Das Albumcover ersparen wir Leserinnen und Lesern. Vielleicht möchten sie ja noch die Restaurantkritik lesen und dabei nicht das in Plastik eingeschweißte, blass-blutige Hirn verdrängen müssen, das die Band Napalm Death als Artwork für ihr neues Album ausgesucht hat. Dieses heißt Apex Predator – Easy Meat und fährt auch ohne dieses Bild ein. In etwa so, als würde man gerade in jenem Moment die Türe öffnen, in dem das Sondereinsatzkommando diese mittels Rammbock zu öffnen trachtet und dann eben statt der Tür die Magengrube trifft. Hereinspaziert.

Napalm Death sind eine Institution. Gegründet 1981 in England, haben sie im Wesentlichen Grindcore erfunden. Eine Mischung aus Todesmetall und Punk. Deren Energie überführten sie zum Teil in Gefilde der Abstraktion, indem sie ihre Stücke extrem verkürzten, auf knappe Ausbrüche zu Themen wie Schmerz, institutionalisierte Gewalt und dergleichen. Anstatt sich einer wohlverdienten Midlife-Crisis hinzugeben, zeigen sich Napalm Death auf ihrem 15. Album unerbittlich – zu sich selbst und ihrem Publikum, das ihre Stücke mit Entzücken empfängt, wie der Masochist die Hiebe seiner Peinigerin: "Härter, Herrin, ich hatte unreine Gedanken!" Das Gemisch aus brutalem Geklöppel und aberwitzigen Geschwindigkeitsübertretungen im Ortsgebiet veredelt der Gesang von Barney Greenway. Den ruft der Teufel, wenn ihm die Fantasie für neue Sanktionen versagt.

Napalm Death sind Meister im Spiel mit der Dynamik, das hat ihre Alben stets über reinen Reproduktions-Metal erhoben, auch wenn ein Song wie Hierarchies heute recht konventionell ausfällt. Aber hey, nicht jede Schlachtplatte gelingt immer ganz. Womit wir wieder bei Tisch wären. Mahlzeit. (Karl Fluch, DER STANDARD, 26.2.2015)