Bild nicht mehr verfügbar.

Bilder aus einem Propaganda-Video des IS-Staates.

Foto: Reuters/TV

Bild nicht mehr verfügbar.

Männer zertrümmern eine Statue.

Foto: Reuters/TV

Ein Islamist zerstört eine Türwächter-Figur im Ninive-Museum von Mossul.

Bild nicht mehr verfügbar.

Archivfoto eines 2000-Jahre alten Sarkophags, der laut syrischem Regime von Terroristen gestohlen wurde, aber in der Nähe von Homs wieder aufgespürt wurde.

Foto: APA/EPA/Handout

Nach der Zerstörung einzigartiger Kulturgüter im Irak durch die jihadistische Terrormiliz "Islamischer Staat" (IS) hat UNESCO-Chefin Irina Bokova eine Sondersitzung des UN-Sicherheitsrates gefordert. "Dieser Angriff ist mehr als eine Kultur-Tragödie - dies ist auch eine Sicherheitsfrage, da er Sektierertum, gewaltsamen Extremismus und Konflikte im Irak schürt", erklärte sie.

Die Generaldirektorin der UN-Organisation für Erziehung, Wissenschaft und Kultur verurteilte die systematische Zerstörung irakischen Kulturguts als "gezielten Angriff auf die Jahrtausende alte Geschichte und Kultur des Iraks", ebenso wie als "Anstacheln zu Gewalt und Hass". Die Zerstörung der Kulturgüter ist nach den Worten des irakischen Antikenministers Adil Fahd Sharshab eines der größten Verbrechen der Gegenwart. Die Tat der IS-Jihadisten bedeute nicht nur für den Irak einen riesigen Verlust, sondern für die gesamte Menschheit, sagte er am Donnerstag irakischen Medien zufolge.

Video zeigt vorsätzliche Zerstörung

Die IS-Terroristen haben im Norden des Iraks einzigartige Kulturgüter aus altorientalischer Zeit zerstört. Darunter ist eine assyrische Türhüterfigur, die mehr als 2600 Jahre alt ist. Ein Internetvideo der Extremisten zeigt, wie IS-Anhänger im Museum der Stadt Mossul und an der Grabungsstätte Ninive bedeutende Bildwerke aus der Antike zertrümmern.

In dem Video erklärt ein IS-Anhänger, die Statuen hätten Assyrern und anderen Völkern der Vielgötterei gedient. Auch der Prophet Mohammed habe alle Götzenfiguren zerstört, als er nach Mekka gekommen sei. Die IS-Jihadisten berufen sich dabei auf eine Interpretation des Islams, die die bildliche Darstellung von Menschen und Gott verbietet.

Moschee gesprengt

Experten bestätigten der Deutschen Presse-Agentur, dass es sich bei vielen der zerstörten Stücke um Originale handelt. Die Türhüterfigur sei eine "Ikone der altorientalischen Bildkunst", sagte Markus Hilgert, Direktor des Vorderasiatischen Museums in Berlin, am Donnerstag. "Das ist so, als würde jemand die Sphinx in Ägypten zerstören." Die Figur ist laut Experten Teil des assyrischen Nergal-Tores aus dem siebenten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung. Es gehörte zur Befestigung von Ninive, dem Zentrum des assyrischen Reiches.

IS-Kämpfer sprengten am Donnerstag außerdem die Khudr-Moschee im Zentrum von Mossul in die Luft, wie Augenzeugen und Wissenschafter sagten. Die Moschee aus dem 12. Jahrhundert beherbergte auch ein Grabmal. Wie andere radikale Islamisten lehnen die IS-Jihadisten die Verehrung von Gräbern als unislamisch ab. Der irakische Architekturprofessor Ihsan Fethi in Amman sprach von einem "furchtbaren Verlust und einem unglaublichen Akt des Kulturterrorismus".

Schmuggel

Bis zu hundert syrische Kunstwerke soll die IS-Terrormiliz "The Times" zufolge aber auch nach Großbritannien geschmuggelt haben, um damit neue Gelder zu lukrieren. Kriminalisten und Archäologen warnen davor, dass die geraubten Gegenstände, darunter Gold- und Silbermünzen sowie Tonwaren, in London verkauft werden.

Die Gegenstände würden über die Türkei, Jordanien und den Libanon ihren Weg nach Europa finden. Der Radiosender BBC-Radio 4 begleitete den Archäologen David Gill in mehrere Londoner Galerien, um Kunstwerke aufzuspüren. Dort wurden ihm ganz offen Artefakte angeboten, die vor kurzem aus Syrien und dem Irak eingetroffen waren. Derzeit würden vor allem Objekte im mittleren Preissegment verkauft, deren Erwerb keine eingehende Prüfung vorausgehe.

Wichtige Geldquelle für Terroristen

Robert Jenrick, Abgeordneter und ehemaliger Direktor des Auktionshauses Christie's, sieht im Kunstwarenhandel eine große Bedrohung und Geldquelle für den IS oder das Assad-Regime, allerdings würde damit noch nicht offen am Markt gehandelt.

Die Times vergleicht das Phänomen mit dem Geschäft von "Blutdiamanten", mit dem Kriege und Konflikte auf dem afrikanischen Kontinent finanziert wurden. Der Kriminologe und Archäologe Samuel Hardy äußerte den Verdacht, dass die IS-Miliz im Norden des Iraks nur Statuen zerstörten, die zu groß waren, um sie zum Verkauf abzutransportieren. (red, derStandard.at, APA, 26.2.2015)