Das muss Conny sich nicht bieten lassen, nur weil er das Raggar Öl aufgerissen hat, obwohl Falcon auch noch da gewesen wäre, mehr als genug. "Trink noch zwei, und du schaust aus wie einer von denen", sagte Anki, sein ihn liebendes Weib. Conny trifft das schwer, denn wenn er wo dazugehört, dann zum Mora IK (leider erst kürzlich abgestiegen in die HockeyAllsvenskan), dessen Logo er sich sogar in den Oberarm tätowieren hat lassen. Und zu Anki natürlich, deren Ring er trägt. Diese Raggare-Typen braucht er aber nicht. Gut, die Musik ist nicht schlecht, Rockabilly, es müssen ja nicht gleich Eddie & The Roaring Cadillacs sein. Aber ja, auch ihre Autos, die alten, sind gar nicht schlecht. Wer kann etwas haben gegen Caddy und Chevy? Außer zu wenig Kronen, um zu tanken. Und in Wahrheit schauen die 50er-Fetzen, die sie tragen, auch nicht schlecht aus. Vor allem an den Frauen, weite Röcke, enge Blusen. Conny grunzt, Anki schnauft.

Dass eine halbe Million Schweden sich so geben, kleiden, unterhalten, da sind sich Conny und Anki einig, ist schon verrückt. Und dass sie zu Dutzenden herumfahren, auch in Falun, ist kein Spaß, wegen des Lärms und der Abgase. Immerhin, das hält Anki den Raggares zugute, tun sie keinem etwas, "pick-up-artists" mögen sie im Englischen heißen, sind sie aber nicht. Und sie lassen die Hände auch in den Geschäften bei sich. Nicht anders als die Norweger, die den Langläufern folgen. Aber, sagt Conny, die Raggares kommen ja nur im Sommer. Im Sommer seufzt er, summt "Cry! Cry! Cry!" und greift sich ein Raggar Öl. (Sigi Lützow, DER STANDARD, 27.02.2015)