Sankt Aegyd am Neuwalde erfuhr durch den Anschluss an das Bahnnetz im Jahr 1893 eine frühe touristische Aufwertung. Überall in Niederösterreich wurden zu dieser Zeit an markanten, aber leicht erreichbaren Berggipfeln Aussichtswarten errichtet – so auch in St. Aegyd.

Bereits 1903 stand auf dem 794 Meter hohen Weyerkogel nahe dem Ortskern die Plannerwarte. Nach deren Neubau im Jahr 1930, der nur bis in die 1960er-Jahre hielt, entschied man sich 1983, eine stabilere Variante samt neuem Zugangssteg zu errichten, die bis heute existiert. Dieses Bauwerk mit zwei Aussichtsgeschoßen erreicht zwar nur eine Höhe von siebeneinhalb Metern, die Fernsicht auf die Berggipfel rundum – Göller, Gippel oder Traisenberg ist aber beeindruckend, der Tiefblick auf St. Aegyd ebenso. Nur in Richtung Osten verdecken einige Bäume die Aussicht.

Die Warte befindet sich 1,3 Kilometer östlich des Ortzentrums. Von der Bushaltestelle beim alten Bahnhof – Personenzüge fahren hier nicht mehr – geht es entlang der Hauptstraße in Richtung Ort, bis nach 150 Metern links die "Alte Landstraße" die Bahn überquert. Dieser bis zum Beginn des Weißenbachtals folgen.

Höhenmeter für Bequeme

Bei Hausnummer 1 zweigt links ein grün markierter Weg mit Steg über den Weißenbach ab. In vielen Kehren schlängelt sich der nur ein Kilometer lange Weg mit geringer Steigung hinauf zur Warte – selten sind so wenige Höhenmeter so bequem zu bewältigen.

St. Aegyd verfügt über einen weiteren interessanten Aussichtspunkt, der in entgegengesetzter Richtung der Plannerwarte liegt. Es ist das auf einem kleinen Hochplateau errichtete Osterkircherl, rund 50 Höhenmeter über dem Ortszentrum. Dieser Standort bietet einen tollen Blick auf die Gemeinde und umliegende Berge.

Der Aufstieg kann entweder über einen aussichtsreichen Höhenweg – ausgehend vom Ende der Berggasse – erfolgen oder über den Steig, der in der Mitte der Mitterböckpromenade ansetzt.

Auf dem Radweg zur Ruine

Der nächste Aussichtspunkt befindet sich im sieben Kilometer entfernten Hohenberg. Zur Burgruine Hohenberg gelangen Wanderer am besten über den Traisentalradweg, der im Winter allerdings nicht geräumt wird. Wer auf diesen Marsch entlang der Unrechttraisen, an deren Flussufern gerade viele Schneerosen blühen, wider Erwarten verzichten möchte, kann auch den Bus bis zur Abzweigung "Hofamt" nehmen.

Die Burg Hohenberg wurde im 13. Jahrhundert vom gleichnamigen Adelsgeschlecht errichtet und hielt den Angriffen durch Kaiser Friedrich III. im späten 15. Jahrhundert zunächst stand. Trotz der wehrhaften Lage auf einem 100 Meter über dem Tal gelegenen Bergkegel und zweier Verteidigungsmauern wurde sie schließlich im Jahre 1619 von Kaiser Ferdinand II. eingenommen und zerstört. 1957 begann die Renovierung der Ruine, die seither wieder zugänglich ist.

Die Anlage bietet einen wunderbaren Ausblick auf den Ort Hohenberg sowie auf die Ansiedelung Hofstatt. Im Hintergrund ragen die Reisalpe, die Hinteralpe, der Gippel, der Tettenhengst und der Hegerberg empor.

Am südlichen Ortsende von Hohenberg, wo die Landesstraße in Richtung St. Aegyd abzweigt, kurz auf der Ochsattelstraße über die Brücke gehen und linker Hand zwischen zwei Wohnhäusern die Forststraße bis zur Ruine – rund 700 Meter – nehmen. Retour geht's auf demselben Weg und dann bis zur Bushaltestelle "Abzweigung Hofamt", die 400 Meter in Richtung St. Aegyd an der Hohenberger Straße (B 214) liegt. (Andreas Brudnjak, DER STANDARD, 28.2.2015)