Das Modell "Classic" von Griffner ist das bisher meistverkaufte Fertigteilhaus des Kärntner Herstellers, der nach einigen schwierigen Jahren wieder durchstarten will.

Foto: Griffner

"Manche unserer Kunden glauben, sie bestellen jetzt ein Haus, und das wird dann halt einfach geliefert und in zwei Tagen aufgebaut", sagt Georg C. Niedersüß, der neue Inhaber und Geschäftsführer des Kärntner Fertighausherstellers Griffner. Er hat das Unternehmen, das 2013 insolvent wurde, aus der Konkursmasse übernommen und will es schon heuer wieder in die Gewinnzone manövrieren. 2014 hat er 60 Häuser verkauft, heuer sollen es 80 werden, und zwar lauter Einfamilienhäuser; aus dem großvolumigen Wohnbau hat sich Griffner bis auf weiteres verabschiedet.

Wer mit privaten Häuslbauern zu tun hat, erlebt natürlich so einiges, vor allem als Fertighaushersteller. Da wird der Keller nicht rechtzeitig fertig, weil ihn der Schwiegervater an freien Wochenenden betoniert. Oder er wird rechtzeitig fertig, aber die Decke ist nicht eben genug.

Freilich wirft nicht nur der Keller bzw. eine betonierte Bodenplatte, für die ein Fertighauskunde jedenfalls sorgen muss, Fragen auf. "Habt ihr schon einen genauen Küchenplan? Wo kommt das Frischwasser her, wo fließt das Abwasser hin? Wo kommt der Starkstrom her?", das seien die Fragen, auf die viele Kunden anfangs nicht vorbereitet seien, sagt Niedersüß. Schließlich muss bei einem Fertighaus alles schon vorher überlegt werden. "Das ist die große Herausforderung."

Rund 4000 Fertighäuser jährlich

In Österreich wurden 2013 (neuere Zahlen gibt es noch nicht) insgesamt 4155 Einfamilienhäuser in Fertigbauweise errichtet - allerdings nur rund 60 Prozent bzw. 2493 Stück von den Mitgliedsunternehmen des Österreichischen Fertighausverbandes (ÖFV), was einen Rückgang um 3,2 Prozent gegenüber 2012 bedeutete. Die 19 im ÖFV organisierten Hersteller bewerben ihre Dienste damit, "güteüberwachte" Häuser zu schaffen. 40 Prozent des Fertighausmarktes (der wiederum rund 30 Prozent der jährlich in Österreich gebauten Ein- und Zweifamilienhäuser umfasst) besorgen weitere Hersteller, die jedenfalls die Önorm B 2310 einhalten müssen - denn diese definiert, was man Fertighaus nennen darf und was nicht. In dieser Norm werden auch die drei Ausbaustufen "Ausbauhaus", "belagsfertig", "schlüsselfertig" definiert.

2013 wählten 56 Prozent der Käufer die belagsfertige Variante (ohne Wand-, Decken- und Bodenbeläge), 29 Prozent kauften schlüsselfertig. Der Rest entschied sich für das "Ausbauhaus", bei dem der gesamte Innenausbau noch selbst zu erledigen ist.

Bei Griffner war die Aufteilung im Vorjahr ein wenig anders, hier wählte jeder Zweite die schlüsselfertige Variante, der Rest teilte sich etwa zu gleichen Teilen auf die anderen beiden Varianten auf.

Niederösterreich ist Spitzenreiter

Josef Gruber, Präsident des Europäischen sowie Vizepräsident des Österreichischen Fertighausverbands, rechnet für 2014 mit einer Trendumkehr bei den Verkaufszahlen der Einfamilienhäuser. Darauf würden bereits vorhandene Zahlen aus mehreren Bundesländern von den letzten beiden Quartalen 2014 schließen lassen, sagt Gruber zum STANDARD.

Gruber leitet im Brotberuf die Geschäfte des Herstellers Vario Bau. Sitz der Firma ist Wiener Neustadt in Niederösterreich, wo man auch das Gros des jährlichen Umsatzes von zuletzt 21 Millionen Euro macht. Denn grundsätzlich ist das Fertighaus ein ostösterreichisches Thema: 90 Prozent der 2013 vom ÖFV errichteten Einfamilienhäuser wurden in Niederösterreich, Oberösterreich, Wien, dem Burgenland oder der Steiermark aufgestellt. Niederösterreich ist allein mit einem Drittel der Spitzenreiter.

Weil man aber grundsätzlich natürlich österreichweit verkauft (und einen kleinen Teil auch exportiert), hadert Gruber mit einem besonderen Umstand: "Wir sind ein relativ kleines Land, haben aber neun Bauordnungen. Und in jeder steht etwas anderes drin."

Neun Bauordnungen als Hindernis

Weil die allermeisten der heimischen ÖFV-Fertigteilhäuser - 92 Prozent - zumindest den Niedrigenergiestandard erreichen und zuletzt nur noch ein Prozent einen Heizwärmebedarf von mehr als 30 kWh/m²/a aufwies (der Rest von sieben Prozent waren 2013 sogar Passivhäuser), ist das Erreichen der energetischen Vorschriften der einzelnen Bauordnungen der Bundesländer zwar kein großes Thema. Andere bauliche Vorschriften aber sehr wohl, sagt Gruber, der bis vor zwei Jahren ÖFV-Präsident war und "schon damals immer wieder eine einheitliche Bauordnung gefordert" hat, wie er sagt. "In dem einen Land heißt es 'Mindestdurchgangsbreite 80 cm', in dem anderen Land sind es 90 cm."

Solche kleinen Unterschiede, die aber doch viele Bereiche betreffen - vom Brandschutz bis zur Barrierefreiheit -, sorgen dafür, dass die Fertighausbauer sozusagen ihre eigene Bauordnung entwickelt haben, nämlich "die strengste von allen. Denn ich kann ja von einem Kunden in Vorarlberg, wo eine Tür 90 cm breit sein muss, nicht verlangen, dass er deshalb einen Aufpreis zahlt. Wir erfüllen also in jedem Land die bundesweit strengsten Kriterien, auch wenn wir das in dem jeweiligen Land gar nicht müssten, damit wir in ganz Österreich zum selben Preis bauen können."

Mit oder ohne "Kniestock"

Griffner-Manager Niedersüß weiß auch von Baubestimmungen einzelner Gemeinden zu berichten, die zu schaffen machen können. "Wir hatten einen Fall in der Steiermark, wo die Gemeinde in ihrem Bebauungsplan eine Kniestockhöhe von unter 1,50 Metern vorschrieb, sofern man zweigeschoßig und mit Satteldach baute." Kurzerhand habe man gemeinsam mit dem Kunden umdisponiert und "im Obergeschoß ein Vollgeschoß mit Walmdach gemacht. Da gibt's nämlich gar keinen Kniestock, und dadurch war diese Diskussion weg."

Ein weitaus geringeres Problem im Fertighausbau stellen meist die Wohnbauförderrichtlinien dar, die bekanntlich ebenfalls Ländersache sind. Das liege zunächst daran, dass viele Käufer schlicht auf das günstige Landesdarlehen gar nicht angewiesen seien, sagt Gruber, und infolgedessen auch die Voraussetzungen - Obergrenzen beim Einkommen und der Wohnnutzfläche - nicht erfüllen müssten. "Wir haben zunehmend eine Kundenklientel, die sehr viele Barmittel hat. Diese Leute müssen also nicht bis an die äußerste Finanzierungsgrenze gehen, sondern brauchen meist nur für 40 oder 50 Prozent des Kaufpreises einen Kredit." Bei Griffner spricht man von "höheren Qualitätsstandards, deshalb kosten die Häuser auch mehr", sagt Niedersüß. Ab rund 270.000 Euro ist man dabei. "Wenige unserer Kunden brauchen Wohnbauförderung bzw. würden sie überhaupt bekommen."

Ausstellungsstücke günstig zu haben

Sowohl Gruber als auch Niedersüß haben Häuser in diversen Musterhausparks ausgestellt, von denen es österreichweit vier gibt (drei von der Firma Musterhauspark, nämlich in Graz, Haid und Eugendorf, sowie die "Blaue Lagune" in Vösendorf). Niedersüß schwört darauf, dass seinen Kunden das "Haptische" enorm wichtig sei. "Hauskauf ist ja etwas sehr Emotionales. Man kann im Internet alles zeichnen, aber den Interessenten, die zu uns kommen und in eines unserer Musterhäuser gehen, kann man dieses Gefühl nicht ersetzen."

Dass diese Musterhausparks recht bald obsolet werden, glaubt Niedersüß deshalb ebenso wenig wie Gruber. "Die Kunden haben zwar heute viel klarere Vorstellungen ihres Wunschhauses, wenn sie zu uns kommen, was Größe, Raumaufteilung und sogar die Technik betrifft. Früher war das nicht so", sagt der ÖFV-Vizepräsident. "Aber es braucht nach wie vor den Bauberater, der dieses Puzzle in die richtige Form gießt. Damit der Kunde genau das bekommt, was er sich vorstellt."

Grubers Firma hat voriges Jahr ein neues Musterhaus in der Blauen Lagune aufgestellt, heuer wird eines in Graz errichtet. Die Häuser, die davor auf diesen Parzellen standen, gelangen übrigens "normal" in den Verkauf, werden ab- und andernorts wieder aufgebaut. Und erwerben könne man so ein Haus um einiges billiger als zum Listenpreis, sagt Gruber - als "Ausstellungsstück" sozusagen. (Martin Putschögl, DER STANDARD, 28.2.2015)