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Der Chip in der Hand – erkennbar an dem kleinen Schnitt – kann mit anderen Geräten kommunizieren.

Foto: Reuters/Chip East

Der Eingriff ist kurz, aber schmerzhaft: Ein Schnitt zwischen Daumen und Zeigefinger, dann wird ein kleiner RFID-Chip unter die Haut geschoben und die Wunde genäht. Das Ergebnis, nach einigen Wochen Heilungszeit: Der Chip-Inhaber kann künftig Sicherheitstüren öffnen oder Geräte entsperren, ohne in der Tasche nach dem passenden Schlüssel oder der passenden Karte kramen zu müssen. Ob diese minimale Zeitersparnis den Aufwand wert ist, beantworteten in Schweden bereits mehr als dreihundert Personen mit Ja.

Verein gegründet

Sie sind Teil einer Community, an deren Spitze der Verein Bionyfiken steht. Die Organisation will dafür sorgen, dass neue körpertechnologische Verfahren in der Gesellschaft ankommen. Dazu wird etwa ein neues Bürohaus genutzt, in dem Start-ups und andere Einrichtungen Platz finden, die RFID-Chips im Körper unterstützen. Alle Türen können durch den Chip geöffnet werden, der auch Smartphones oder Computer entsperren kann. Auch in Deutschland wurden bereits erste Cyborg-Vereine gegründet, in Österreich noch nicht.

"Höchst problematisch"

Um IT-Sicherheitslücken zu vermeiden, arbeitet Bionyfiken dabei eng mit der Cybersecurity-Firma Kaspersky zusammen. Datenschützer fürchten allerdings viel mehr, dass die Chips zu einer Art freiwilligen Überwachung führen. Etwa, wenn Arbeitnehmer ständig verfolgbar sind. Annelie Buntenbach, Datenschutzexpertin des Deutschen Gewerkschaftsbundes, nennt solche Praktiken in der FAZ etwa "höchst problematisch", da sie dem Persönlichkeitsschutz widersprächen. Zu einem Chip zwingen können Arbeitgeber ihre Angestellten auf keinen Fall.

"Braucht keiner"

Allerdings stellt sich auch die Frage, ob die Methode überhaupt ihre Daseinsberechtigung hat. "Eine technisch machbare Sache, die keiner braucht", zitiert die FAZ etwa Georg Sigl, der am renommierten Fraunhofer-Institut für Angewandte und Integrierte Sicherheit tätig ist. Denn Smartphones könnten diese Aufgabe ebenso gut übernehmen, ebenso Chipkarten an einem Schlüsselbund. Allerdings ist ebenso klar, dass Menschen auch ohne den Chip schon massiv überwacht werden können: etwa durch Videokameras mit Gesichtserkennung.

Alles per Chip

Die Mitglieder des Vereins Bionyfiken wollen sich jedenfalls nicht davon abhalten lassen, die Integration zwischen Körper und Technologie weiter zu forcieren: In einem nächsten Schritt soll dann die Geldbörse ins Handgelenk wandern – und dann hoffen sie, dass der Chip auch zum Einchecken in Flugzeuge, für Tickets in Kino und Theater – sprich: also überall auf der Welt – funktionieren werde. (fsc, derStandard.at, 8.3.2015)