Wien - Seit América Móvil (Amov) bei der Telekom Austria (TA) die erste Geige spielt, schießen Spekulationen über Rochaden in der Vorstandsetage ins Kraut. Im Dunstkreis des mit fast 60 Prozent klar bestimmenden Aktionärs aus Mexiko gilt insbesondere TA-Generaldirektor Hannes Ametsreiter als angezählt. Sein Vertrag läuft nächstes Jahr aus, bereits heuer müssen die Syndikatspartner Amov und ÖIAG über seine Zukunft Klarheit schaffen.

Formal ist dafür wohl der vor Umbau und Umbenennung in Öbib stehende staatliche TA-Kernaktionär ÖIAG zuständig. Allein und losgelöst entscheiden kann die ÖIAG gemäß dem umstrittenen, von Noch-ÖIAG-Alleinvorstand Rudolf Kemler ausverhandelten Syndikatsvertrag jedoch nicht. Es ist, ähnlich wie bei der OMV, Einvernehmen mit dem Syndikatspartner herzustellen. Beschnitten wurden Macht und Einfluss des Generaldirektors ohnehin gemäß Syndikatsvertrag, Ametsreiter hat kein Dirimierungsrecht mehr im Fall von Uneinigkeit zwischen ihm und seinen Vorstandskollegen Günther Ottendorfer (Technik) und Siegfried Mayrhofer (Finanzen).

Im Vorfeld eines möglichen Wechsels an der Spitze bahnt sich freilich eine weitere Veränderung im Führungszirkel von Österreichs größtem Telekomkonzern an. Der mexikanische Mutterkonzern wolle in einer Aufsichtsratsitzung am kommenden Donnerstag den früheren Ericsson-Manager Alejandro Plater in das dreiköpfige Vorstandsteam berufen, berichtete die Nachrichtenagentur Reuters am Freitag unter Berufung auf zwei mit den Plänen vertraute Personen. Offen sei jedoch noch, wer im Gegenzug aus dem Gremium ausscheide. Möglich sei, dass Ottendorfer seinen Platz im Vorstand räumen müsse. "Das ist die wahrscheinlichste Variante", sagte einer der Insider. Alternative wäre eine Aufstockung des Vorstands, was in Zeiten von Kosteneinsparprogrammen freilich weder intern noch extern gut ankomme. Andere Beobachter hingegen hielten vier Vorstandsdirektoren für einen Konzern dieser Größenordnung nicht für übertrieben. Zumal es in Märkten wie Bulgarien oder Kroatien erheblichen Sanierungsbedarf gebe.

Ein Telekom-Sprecher wollte sich zur Causa Vorstand nicht äußern. Amov hält rund 60 Prozent an TA, die der Konzern des Milliardärs Carlos Slim mit der ÖIAG gebündelt hat. América Móvil hat laut Syndikatsvertrag das Recht, Kandidaten für zwei Vorstandsposten zu nominieren. (ung, DER STANDARD, 28.2.2015)