Der ägyptische Präsident Abdelfattah al-Sisi hat es auch schon einmal leichter gehabt. Das Höchstgericht in Kairo stößt sein maßgeschneidertes Wahlgesetz für die Parlamentswahlen, das nichts dem Zufall überlassen hätte, als verfassungswidrig um. Der Zustand, dass Ägypten kein Parlament hat, wird damit perpetuiert. Und dieses Ägypten ist heute ein Land im Krieg: Die Kämpfe auf dem Sinai sind inzwischen Dauerzustand, in Libyen fliegt die ägyptische Luftwaffe Angriffe gegen Islamisten.

Inmitten all dieser inneren und äußeren Probleme hat Sisi den größten politischen Brocken aber in Saudi-Arabien, wohin er am Sonntag reiste, zu heben. Es ist von großer Symbolkraft, dass gleichzeitig der türkische Präsident Tayyip Erdogan in Riad erwartet wird. Die Spatzen pfeifen es von den Dächern, dass sich der neue König Salman um eine Normalisierung mit der Türkei und Katar bemüht, jenen Ländern, die als muslimbrüderfreundlich in Ägypten und bei den anderen Golfarabern ein paar Jahre lang unten durch waren. Das mag Sisi noch so sehr gegen den Strich gehen, er braucht das Geld aus Saudi-Arabien, das wegen des niedrigen Ölpreises ohnehin schon langsamer fließt.

Hinter dem Prioritätenwechsel in Saudi-Arabien stecken die erfolglose Syrien-Politik, der steigende Einfluss des Iran und die Bedrohung durch den "Islamischen Staat". Je nachdem, worum es geht, braucht es zumindest die Illusion einer arabischen oder einer sunnitischen Einheit. (Gudrun Harrer, DER STANDARD, 2.3.2015)