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1989 wurde am Wiener AKH die erste Lunge transplantiert. Mittlerweile sind es etwa 120 jährlich.

Foto: Stephanie Pilick dpa/lbn/apa

Eine besondere Feier findet kommenden Freitag im Wiener AKH statt. Vor etwas über 25 Jahren (1989) wurde an der Wiener Universitätsklinik für Chirurgie die erste Lungentransplantation des Landes durchgeführt. Heute ist Österreich durch das Team der Klinischen Abteilung für Thoraxchirurgie am AKH Weltspitze bei solchen Eingriffen.

Thoraxchirurg Walter Klepetko und seine Mitarbeiter haben es geschafft, durch die Zusammenarbeit mit der Slowakei, Ungarn, Kroatien, Slowenien, Griechenland, Zypern, Rumänien und Estland, die selbst in ihren medizinischen Zentren keine Lungentransplantationen durchführen, eine Stellung als Exzellenzzentrum für alle diese Länder zu erwerben. Gleichzeitig bedeutet das einen "Spenderpool" aus und für die Patienten der acht kooperierenden Staaten mit 63 Millionen Einwohnern.

"Da wir mehr Lungen bekommen als wir benötigen, ist das eine Win-Win-Situation für alle. Für Patienten in Österreich, für die Betroffenen in den einzelnen Ländern und für den Eurotransplant-Raum. Die ganze Welt beneidet uns darum", erklärte Klepetko.

Die Anfänge

Erste Versuche, eine Lunge zu transplantieren, erfolgten bereits in den 1960er-Jahren. Dem US-Chirurgen James Hardy gelang 1964 die erste Transplantation einer Lunge (LuTX). Der Patient überlebte damals nur wenige Tage. Weitere 30 Versuche weltweit führten in den darauffolgenden 20 Jahren zum überwiegendsten Teil zu Misserfolgen. Erst ab 1983 gelang Joel Cooper am Toronto General Hospital in Kanada die erste Serie von einseitigen Lungentransplantationen mit länger anhaltendem Erfolg.

Der erste Wiener Patient überlebte immerhin schon vier Jahre. Klepetko baute schließlich ein eigenes Programm für Lungentransplantationen auf. 1990 verpflanzte er erstmals beidseitig und 1995 Lungenteile (Lappen). Chirurgisch sind diese Eingriffe schwieriger als beispielsweise Herzverpflanzungen, auch die immunologischen Fragen sind diffiziler. Die Lungentransplantation kommt für Patienten infrage, die infolge unheilbarer fortschreitender Lungenerkrankungen (nicht jedoch Tumore) zunehmend ihre Atemfunktion verlieren.

Heute sind COPD (chronisch obstruktive Lungenerkrankung) und Emphysem (irreversible Überblähung der Lungenbläschen) mit 35 Prozent die häufigsten Grunderkrankungen, die zu einem solchen Eingriff führen. 20 Prozent der Patienten leiden an einer Lungenfibrose, eine Erkrankung des Lungengewebes, 15 Prozent an Cystischer Fibrose, eine angeborene Stoffwechselerkrankung, etwa acht Prozent an Lungenhochdruck.

120 Transplantationen

Rund 120 Lungentransplantationen pro Jahr werden am Wiener AKH durchgeführt. Damit ist Wien gemeinsam mit Toronto (Kanada), Cleveland (US-Bundesstaat Ohio) und der Universitätsklinik von Hannover in Deutschland eines der vier größten Zentren für solche Eingriffe.

Am AKH geht es aber nicht nur um Therapie, sondern immer auch um Forschung. Vor rund vier Jahren wurde zum Beispiel am erstmals eine Ex-vivo-Lungenperfusion angewandt. Damit kann eine Spenderlunge genau beurteilt und quasi "repariert" werden.

Lungen, die früher nicht für eine Transplantation verwendet worden wären, werden an ein Beatmungsgerät angeschlossen und gespült, sie zeigen an diesem System eine beeindruckende Verbesserung der Organfunktion und können dadurch in einem optimalen Zustand transplantiert werden.

Darüber hinaus gibt es immer bessere Möglichkeiten des "Bridging", also der maschinellen Überbrückung der Zeit für Patienten, bis sie ein Spenderorgan erhalten. (APA, derStandard.at, 2.3.2015)