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Petter Northug, der beste Langläufer der Welt, läuft gerne davon.

Foto: APA/EPA/Sandberg

Auf Weltmeister warten üblicherweise Partys, Ruhm und Ehre. Petter Northug wurde bei der am Sonntag beendeten nordischen WM in Falun Weltmeister - sogar viermal. Der norwegische Langlaufstar wurde und wird gefeiert. Aber dann wartet auf den 29-Jährigen Hausarrest.

Northug, in jungen Jahren ein talentierter Skispringer, ist nicht einer dieser Stars von der Gentleman-Sorte wie etwa der Tennisspieler Roger Federer. Den Norweger darf man eher in die Kategorie genialer Sportler mit privaten Problemen und/oder unangepassten Verhaltensweisen einordnen - wie den ehemaligen finnischen Skispringer Matti Nykänen oder den Golfer Tiger Woods.

Northugs sportliche Biografie jedenfalls beeindruckt. In Falun holte er seine zehnte, seine elfte, seine zwölfte und auch seine 13. Goldmedaille bei Weltmeisterschaften, womit er diesbezüglich seinen Landsmann Björn Dählie als erfolgreichsten Langläufer ablöste. Zum Abschluss krönte er sich am Sonntag noch zum Champion über 50 Kilometer klassisch. Auch mit Norwegens Staffel gewann er Gold, als Schlussläufer holte er den Sieg vor Schweden heraus. Mit den skandinavischen Nachbarn pflegt Northug eine nicht wirklich herzliche Beziehung.

Bei der WM 2011 in Oslo hatte er, ebenfalls als Staffelschlussmann und den Sieg vor Augen, vor der Ziellinie abgebremst, seinen Verfolgern, allen voran dem Schweden Marcus Hellner entgegengeblickt, um dann kurz vor diesem die Ziellinie zu überqueren. Die Aktion wurde ihm als unsportlich ausgelegt. Northug konterte: "Ich habe ja niemanden aufgehalten. Es wäre auch nicht verboten gewesen, sich an mich dranzuhängen, als ich davongelaufen bin."

Davonlaufen ist irgendwie eine Stärke des Mannes vom Trondheimsfjord, der sowohl über Sprint- als auch über Langstrecken große Erfolge feiern konnte. Am 4. Mai 2014 lief Northug in Trondheim nicht davon, er fuhr davon. Mit 1,65 Promille Alkohol im Blut hatte er einen Verkehrsunfall verursacht, bei dem sein Beifahrer verletzt wurde. Northug beging Fahrerflucht, behauptete danach, er habe den Wagen nicht gelenkt. Er gestand später und wurde zu 50 Tagen Haft und einer Geldstrafe von 22.500 Euro verurteilt.

Im Februar, also während der WM, hätte er ins Gefängnis müssen. Ihm wurde Aufschub gewährt - und eine Milderung. Northug darf die Strafe zu Hause und mit Fußfesseln absitzen. Davonlaufen wird da selbst für einen Northug schwierig. (Birgit Riezinger, DER STANDARD, 2.3.2015)