Spezielle Reinigungsflüssigkeiten machen das Fahrradputzen einfach.

Foto: pd-f.de / Kay Tkatzik

Oft benutzt und schnell vernachlässigt: Ein kurzer Spritzer Universalschmiermittel in die Mechanik des Bremshebels und er funktioniert wieder wie neu.

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Eingefleischte Radler machen natürlich keine Winterpause. Trotzdem haben die meisten Fahrräder die kalten Monate wahrscheinlich wie jedes Jahr in Schuppen oder Keller zugebracht. In jedem Fall ist jetzt ein Frühjahrscheck angesagt, denn der Saisonstart ist der perfekte Zeitpunkt für eine gründliche Inspektion. Der pressedienst-fahrrad gibt Tipps zu Pflege und Reparatur - schließlich kann man vieles selber machen, und es macht sogar Spaß.

Im besten Fall dauert der Frühlingscheck nicht länger als eine halbe Stunde. Etwas mehr Zeit einzuplanen, schadet allerdings nicht, denn möglicherweise stehen unvorhergesehene Reparaturen an. Werden Ersatzteile benötigt, ist es natürlich von Vorteil, wenn die Läden (noch) offen haben. Daher ist es eine denkbar schlechte Idee, in Vorfreude auf die erste Ausfahrt am Sonntag erst am späten Samstagnachmittag anzufangen.

Fahrrad putzen

Ob den Winter über durchgeradelt wurde oder nicht: An einem sauberen Rad erkennt man am besten, ob etwas kaputt ist. Dem gröbsten Dreck wird trocken mit Handfeger oder Bürste zu Leibe gerückt, an schwer zugänglichen Stellen helfen eine alte Zahnbürste, Borstenpinsel oder Zahnstocher. "Wichtig ist dabei, dass der Schmutz auch wirklich entfernt und nicht noch weiter in Bauteile und versteckte Ecken eingearbeitet wird", sagt Ulrich Henz vom Komponentenhersteller Sram.

Danach geht es weiter mit etwas lauwarmem Wasser und einem Schwamm - oder noch besser einem strapazierfähigen Lappen. Von Hochdruckreinigern sollte man beim Radputz die Finger lassen, da diese Schmutz und Feuchtigkeit in die Lager pressen und somit beschädigen können.

Hartnäckige Verschmutzungen beseitigt man besser mit speziellen Fahrradreinigern, wie dem biologisch abbaubaren und auch für Carbon geeigneten Pedro´s "Green Fizz" (9,49 Euro/500 ml). Zum Abschluss das Rad mit einem weichen und saugfähigen Tuch trockenreiben. Eine Schutzpolitur im Nachgang pflegt und schützt die Oberflächen des Velos und sorgt für langanhaltenden Glanz (zum Beispiel Finish Line "Pro Detailer Schutzpolitur"; 9,95 Euro). Tipp vom Experten: "Alte Haushalts- oder Einweghandschuhe halten beim Putzen auch die Finger sauber!"

Kette & Co. schmieren

Alle beweglichen Teile wie etwa die Schaltung vertragen ab und zu etwas Ölschmierung, entweder klassisch in flüssiger Form oder als Sprühöl. Vor allem wenn das Rad im Winter bei Wind und Wetter bewegt wurde, steht vorher allerdings eine gründliche Reinigung der Kette auf dem Programm.

Dazu kann man die Kette – bei Kettenschaltungen problemlos rückwärts – durch einen trockenen Lappen oder ein altes Küchenhandtuch laufen lassen. Noch besser und einfacher reinigt eine Kettenbürste wie die "Grunge Brush" von Finish Line (14,95 Euro). Aggressive Fettlöser haben hier abgesehen von speziellen Kettenreinigern (z. B. Muc-Off "Chain Cleaner"; 10 Euro/400 ml) nichts zu suchen, da sie die werkseitig aufgebrachte Schmierung zerstören.

Nach der Reinigung wird die Kette neu geschmiert: Das Mittel etwas einwirken lassen und anschließend mit einem Lappen abreiben, da überschüssiges Schmiermittel neuen Schmutz regelrecht anzieht. Kettenwachs wie z. B. "Epic Ride" von White Lightning (9,95 Euro/120 ml) hat im Gegensatz zu mineralölbasierten Schmiermitteln schmutzabweisende Eigenschaften. Übrigens: "Bei Rädern mit Riemenantrieb gehört lästige Kettenpflege der Vergangenheit an", weiß Frank Schneider vom Riemenspezialisten Gates.

Frisch gepflegt, sollten jetzt alle Gänge einwandfrei und exakt schalten. Ist das nicht der Fall, empfiehlt es sich gerade bei Kettenschaltungen, nur dann selber Hand anzulegen, wenn man sich damit auskennt.

Schraubverbindungen und Luft prüfen

Im Anschluss sollten die Schrauben an allen tragenden Bauteilen wie etwa an Vorbau, Lenker, Kurbeln und Kettenblättern auf ihren festen Sitz hin überprüft werden. Ein kurzes Anheben und Fallenlassen des Rades verrät geräuschvoll lockere Verbindungen am Velo. Mit einem guten Multitool lassen sich lose Schrauben auch ohne großen Werkzeugkasten wieder festziehen.

Bei filigranen Bauteilen, etwa aus Carbon, ist allerdings etwas Vorsicht geboten: Beim Schrauben muss hier unbedingt das angegebene Drehmoment beachtet werden. Entsprechendes Werkzeug ist im Fachhandel erhältlich.

Stand das Fahrrad den Winter über im Keller, haben die Reifen meist Luft verloren. Das ist völlig normal und schnell behoben. Auf der Reifenflanke sind der zulässige minimale und maximale Luftdruck angegeben. "Für mehr Komfort und Traktion können leichtere Fahrer in diesem Bereich einen geringeren Luftdruck wählen" erklärt Carsten Zahn vom Reifenhersteller Schwalbe.

Zum Aufpumpen empfiehlt sich eine robuste Standpumpe mit Manometer, die auch für hohen Reifendruck geeignet ist. Ist das Material allerdings schon zu alt, hilft auch Pumpen nichts mehr: Abgefahrene oder spröde, rissige Reifen sind ein ernstzunehmendes Sicherheitsrisiko.

Bremsen und Felgen checken

Vor der ersten Ausfahrt sollte auch die Bremsanlage geprüft werden. Lassen sich die Bremsen leichtgängig betätigen und greifen dabei schnell und kräftig zu? Sind die Bremszüge ausgefranst oder laufen nur schwer in den Hüllen? Wenn ein Tropfen Öl nicht hilft, heißt es neue Züge legen. Hydraulische Bremsen, die sich bis zum Anschlag durchziehen lassen, gehören entlüftet.

Sind die Bremsbeläge verschlissen, müssen sie ebenfalls dringend ausgetauscht werden. Auf Scheibenbremsen lässt man im Zweifel den Fachmann einen Blick werfen, bei Felgenbremsen zeigen Kerben in den Bremsklötzen auch dem Laien an, ob sie noch funktionstüchtig sind. Gerade hier empfiehlt sich zudem eine Überprüfung der Felgen. Bei den meisten Felgen zeigt eine Rille auf der Flanke den Verschleiß an. Auch ob die Speichen noch alle fest sind und unter Spannung stehen, sollte überprüft werden. Bei einem "Achter" gehört nicht nur ein Rad mit Felgenbremsen dringend in die Werkstatt.

Beim Bremsencheck lässt sich auch ganz einfach feststellen, ob der Steuersatz ausgeschlagen ist. Dafür zieht man die Vorderbremse und bewegt das Rad bei eingeschlagenem Lenker vor und zurück. Am Lenker darf es dabei nicht ruckeln. Den Tausch des Steuersatzes übernimmt allerdings ebenfalls besser der Fachmann. Genauso übrigens wie Reparaturen der Antriebskomponenten bei E-Bikes. "Ansonsten unterscheidet sich der Frühjahrscheck bei Pedelecs jedoch nicht von dem bei einem Fahrrad ohne zusätzlichen elektrischen Antrieb", erläutert Peter Horsch vom Darmstädter Hersteller Blue Label.

Licht und Helm

Bevor Sie ein altes kaputtes Licht mit Seitenlaufdynamo reparieren (lassen), lohnt es sich oft, gleich in eine moderne zuverlässige Anlage mit hellen LEDs und Nabendynamo zu investieren. Oder aber auf die günstigen und oft genauso hellen Aufstecklichter zurück zu greifen.

Ein Helm nützt nur so lange wie er gut schützt. Das Helmmaterial ermüdet allerdings im Laufe der Zeit. "Daher empfehlen wir, den Fahrradhelm, je nach Gebrauch und Beanspruchung, etwa alle fünf Jahre auszutauschen", erklärt Torsten Mendel vom Sicherheitsexperten Abus.

Auch nach jedem Sturz, bei dem der Helm in Mitleidenschaft gezogen wurde, sollte er gegen einen neuen ausgetauscht werden. Sicher ist sicher. (red, derStandard.at, 3.3.2015)