Ärger über den niederösterreichischen Landeshauptmann Erwin Pröll herrscht derzeit bei Interessensvertretungen von Menschen mit Behinderungen. Pröll hatte sich in der ORF-"Pressestunde" am Sonntag gegen Barrierefreiheits-Vorschriften für die Gastronomie ausgesprochen. "Wo sind wir denn?", meinte Pröll zu einer seiner Ansicht nach überschießenden Regulierung.

Martin Ladstätter

"Schlag ins Gesicht"

Bei Behindertenverbänden sorgt das für Empörung. Es sei "erstaunlich", wie offen Pröll "seiner Behindertenfeindlichkeit freien Lauf gelassen hat", sagt Martin Ladstätter, Obmann der Behindertenberatung Bizeps. Die Aussagen des Landeshauptmanns "sind ein Schlag ins Gesicht aller behinderten Menschen in Österreich - und das sind immerhin 15% der Bevölkerung", sagt Manfred Fischer vom Behindertenverband ÖZIV. "Ich lade Sie ein, mit mir einmal ein paar Stunden im Rollstuhl zu verbringen und dabei die Barrieren kennen zu lernen, die man als Rollstuhlfahrer vorfindet", schreibt Fischer in einem offenen Brief an Pröll.

Kritik kommt auch aus der eigenen Partei: VP-Behindertensprecher Franz-Josef Huainigg "bedauert" die Aussagen Prölls. Diese seien zudem sachlich falsch: Nicht jeder Wirt müsse sein Lokal umbauen, es herrschten nur andere Vorgaben, so Huanigg: "Insofern wird auch das Land Niederösterreich keine Probleme haben, diese Hausaufgabe zu erfüllen." (sterk, derStandard.at, 2.3.2015)