Wien - Österreichs Medien vermitteln ein großteils negatives Bild über Tschetschenen in Österreich. Zu diesem Schluss kommt eine Untersuchung von SOS Mitmensch. Obwohl an die 30.000 Menschen tschetschenischer Herkunft in Österreich leben, werde fast ausschließlich über jene Minderheit an Personen berichtet, die durch Kriminalität und Dschihadismus auffallen, erklärte die Menschenrechtsorganisation am Montag in einer Aussendung.

Die Vielfalt der tschetschenischen Gesellschaft finde nur in wenigen Beiträgen Erwähnung, Tschetschenen selbst kämen kaum zu Wort. SOS Mitmensch hat die Berichterstattung der Online-Ausgaben von "Kleine Zeitung", "Kurier", STANDARD und "Wiener Zeitung" im Jahr 2014 untersucht. Von 179 Artikeln, in denen Personen tschetschenischer Herkunft Erwähnung fanden, waren 83 Prozent thematisch negativ besetzt, 16 Prozent neutral und nur 1 Prozent positiv.

"Unsere Untersuchung hat gezeigt, dass die Medienberichterstattung lediglich einen kleinen Ausschnitt der Lebensrealität von Menschen tschetschenischer Herkunft wiedergibt. Es dominieren Berichte über Negativereignisse. Die große Mehrheit der Tschetscheninnen und Tschetschenen, die nichts mit Kriminalität zutun haben, bleibt unsichtbar und läuft Gefahr in den Sog der Negativberichterstattung mit hineingezogen werden", so SOS Mitmensch-Sprecher Alexander Pollak. Es sei wichtig, dass Medien Probleme aufgreifen, zugleich sei es aber auch Aufgabe der Medien, ein differenziertes Bild zuzulassen und Pauschalurteile über Menschen allein aufgrund ihrer Herkunft klar zurückzuweisen. (APA, 2.3.2015)